Berlinale-Blog: 10 Jahre Cinema for Peace (6)


Sean Penn in Berlin, Foto: Sabine Brauer Photos

Sean Penn in Berlin, Foto: Sabine Brauer Photos

With a little help from my friends?

Die Idealisten unter den Nutznießern des Hollywoodglamours, den als Spender getarnten Geldanlegern und den Image-Kathartikern des Abends, schnell ausgemacht. Schon am roten Teppich erklärt Playboy Rolf Eden der Bild-Zeitung, dass er seit zehn Jahren kommt, weil es die glamouröseste Veranstaltung im ganzen Jahr in ganz Berlin sei. Auch er nennt die Veranstaltung noch immer in einem Atemzug mit der Berlinale, die sich schon seit Jahren ausdrücklich von dem Event distanziert. Festivaldirektor Dieter Kosslick wirft der Veranstaltung vor, sich den Ruf durch die Vortäuschung, Teil der Filmfestspiele zu sein, erschlichen zu haben. Auch unterstellt er dem Veranstalter fehlende Transparenz im Umgang mit den Spendengeldern. Jaka Bizilj, der sich als einer der weltweit größten Konzertveranstalter einen Namen gemacht hat, inszeniert die Benefizgala in diesem Jahr zum zehnten Mal. Der Begründer der Initiative Cinema for Peace erklärt sich die Vorwürfe mit Neid auf den Erfolg der Gala und lanciert im Gegenzug, dass Dieter Kosslick sich für die gute Sache verweigere, weil er einen Fototermin mit Angela Merkel und Sean Penn für dessen Stiftung „Charity Projekt J/P Haitian Relief Organization“ ablehnte.

Alle Jahre wieder schmückt er sich im Konzerthaus am Gendarmenmarkt mit öffentlichkeitswirksamen Protagonisten, besonders der Hollywood-Prominenz, im Namen der guten Tat. Dem Begründer der Friedens-Initiative ist die Verpackung wichtig, denn nur die, so glaubt er, ermöglicht eine entsprechende Aufmerksamkeit für die eigentlich im Fokus stehenden humanitären Projekte und Filme, die sich für Frieden und Toleranz stark machen. Die Viereinhalbstundengala am vergangenen Montag besteht aus Prominenz, Auktionen, Preisverleihungen, zwei Music-Acts und Romanescosalat an Fichtenpuder, Lamm, das sich in einem Petersiliensturm verliert und einer Schokolade, die sich in eine Zuckerrübe verliebt. Die Verpackung soll verführen und das Geld locker machen. 21 Möglichkeiten, auf einer neben der Bühne hängenden Leinwand angeboten, gibt es, Geld für einen guten Zweck zu auszugeben. Placido Domingo etwa bietet ein Dinner an, Elton John will einen Spender mit zur Oscarverleihung nehmen. Doch die Spenden gehen nur mäßig ein und immer wieder zischt der Veranstalter in den Saal und bittet um Ruhe und Respekt für Redner und Auktionen. 112.088 Euro kommen letztlich zusammen. Bei einigen Auktionen wird bis zum Schluss nicht klar, in welche konkreten Projekte das Geld fließen wird. Ein Großteil aber, so viel ist sicher, fließt in die am Abend ausgezeichnete Stiftung von Sean Penn, für die auch Anna Loos und Jan Josef Liefers als Botschafter wirken.

Im Laufe des Abends wird auf allerhand geboten: Eine Rolle im Film „The Song of Names“ – der mit Anthony Hopkins und Dustin Hoffman in Halle an der Saale gedreht werden soll, auf Portraitaufnahmen mit Fashionfotograf Michel Comte und auf ein Privatkonzert mit Michael Nyman in Berlin. Hin und wieder kommt es zu Verwirrungen, weil unerwartet Sponsoren die Bühne betreten und die Auktion unterbrechen oder scheinbar verkehrte Auktionsartikel auf die Bühne getragen werden. Es sind zum Teil bizarre, ja makabere Momente, die den Abend bestimmen. Besonders deutlich wird das nach den Worten Frank Piasecki Poulsens, der für seinen Film „Blood In The Mobile“ mit dem Preis für Gerechtigkeit ausgezeichnet wurde und sich gegen Gier und für faire Löhne weltweit ausspricht. Nach ihm soll der Preis für Umweltschutz und Nachhaltigkeit von Opel-Vizepräsident Alain Visser, verliehen werden, der seine Gesprächszeit zur Imagepflege Opels ausgiebig nutzt und auf die „fortschrittlichen“ Modelle verweist. Und dessen nicht genug, wurde auch noch „Buzz“ Aldrin, der legendäre Astronaut der Apollo 11, reaktiviert und auf die Bühne zitiert. Zum Abschluss beschwören noch einmal ein paar Idealisten das Publikum. Mit dem Joe Cocker Cover „With a little help of my friends“ spielen Silly mit Schauspieler Jan Josef Liefers an der Gitarre und Reamon eine Hymne auf die Solidarität. Sean Penn hatte sich den Titel für den Abend gewünscht. Am Stand der Spendenuhr ändert das allerdings nichts mehr.

S. Teichmann

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