LOLA-Interview: Stefan Arndt und Florian Cossen


Stefan Arndt, Foto: Mathias Bothor

Stefan Arndt, Foto: Mathias Bothor

Stand der Dinge

Heute Abend werden im Friedrichstadtpalast beim Deutschen Filmpreis die Lolas verliehen. Wenige Tage vor der Verleihung hatten wir die Gelegenheit, uns in einem offenen Gespräch mit dem Filmproduzent Stefan Arndt (u.a. „Lola rennt„, „Drei„) und Regisseur Florian Cossen („Das Lied in mir„), beide nominiert, über den Deutschen Filmpreis zu unterhalten. Beide sitzen gut gelaunt in einem der zahlreichen Konferenzzimmer der Homebase Lounge am Potsdamer Platz. Man kennt sich. Thema ist „Drei„, Tom Tykwers letzter Film, produziert von Stefan Arndt.

Florian Cossen: Ich fand die Bolzplatz-Romantik in deinem Film ganz toll.

Stefan Arndt: Danke. Aber Tom hat aber gerade da ein Bild, nackte, sich duschende Männer aus dem Film geschnitten, darüber ärgere ich mich immer noch. Ich habe mich wahnsinnig mit ihm gestritten (lacht).

Cossen: Man kann soviel falsch machen bei Fußballszenen …

Arndt: Wir hatten wirklich Glück, dass wir beim 1. FC Union drehen konnten. Uns ging das Material aus und viele wollte überhaupt nicht laufen. Durch Zufall lief dann aber die Kamera genau in dem Moment, als ein Tor gefallen ist, das wir auch in den Film genommen haben. Wir verkaufen es im Film anders herum.

Cossen: Eine phänomenale Fußballszene.

In Berlin ist gerade sehr erfolgreich das Fußballfilmfestival 11mm zu Ende gegangen. Die Macher gehen jetzt mit ihrem Programm auf Deutschlandtour.

Arndt: Davon habe ich gelesen. Aber ich habe es nicht so recht verstanden. 11mm, wegen der 11 Fußballfreunde?

Genau. Und dem Bezug zum Filmformat.

Arndt: Ich habe einen Artikel darüber gelesen, aber mir wurde nicht so recht klar, ob es nun ein Festival für Hobbyfilmer ist oder eines für echte Spielfilme.

Tatsächlich werden Spielfilme aus der ganzen Welt gezeigt, die sich sehr differenziert mit diesem Sport auseinandersetzen.

Arndt: Ist es überall so, dass Fußballfilme die Menschen davor abschrecken, ins Kino zu gehen?

Mit diesem Vorurteil mussten die Festivalorganisatoren anfangs natürlich kämpfen …

Cossen: Die meisten Fußballfilme funktionieren leider nur selten. „An jedem verdammten Sonntag„, bei allem Macho- und dickem Eiertum was der Film hat, funktioniert. Auch wenn er kein Fußballfilm ist. Ich kenne keinen Sportfilm, der auf eine ähnliche Art fasziniert.

Arndt: American Football kann man vielleicht besser filmen.

Cossen: Das Knacken der Knochen, die Rüstungen …

Arndt: Wäre wirklich mal interessant zu wissen, ob Fußballfilme in Südamerika ebenso erfolgreich sind, wie der Sport.

Zum Thema. Der deutsche Filmpreis steht bevor, welche Relevanz hat solche eine Filmpreisvergabe für Sie?

Arndt: Fang du mal an.

Florian Cossen, Foto: Julieta Schildknecht

Florian Cossen, Foto: Julieta Schildknecht

Cossen: Gut, dann ich. Aber nur kurz. Ich habe mir relativ wenig Gedanken zur Lola gemacht, weil „Das Lied in mir“ mein erster Film ist. Mein Ziel war es, einen Film zu machen und ihn fertig zu stellen. Als die Nachricht über die Nominierung kam, war ich mit meinem Team gerade bei der argentinischen Premiere. Es war morgens um sechs, als mich die Nachricht erreichte. Das machte es sehr unwirklich. Und das ist es jetzt noch.

Arndt: Ich habe mich unfassbar viel mit der Lola beschäftigt. Ich war drei Jahre Vorsitzender dieses Vereins und einer derjenigen, die erfunden haben, dass die Filmemacher die Preise selbst vergeben können. Dadurch kommt es nicht darauf an, ob ein Film groß oder klein ist. Es kommt auf die Filme an. Ich denke, es muss noch mehr auf die Filme ankommen. Die Qualität der Filme muss noch mehr steigen, denn die eigentliche Auszeichnung ist die Nominierung. Hinterher läuft ein Spiel, da muss es eben einen Gewinner geben. Aber das ist für mich letztlich nicht so wichtig.

Hat ein Filmpreis wie die Lola Auswirkungen auf den Erfolg eines Films?

Arndt: Das kommt darauf an, wie man damit umgeht. Ich habe immer ein schlechtes Gedächtnis für konkrete Beispiele, aber es gab schon viele Filme, die dahingehend strategisch gestartet wurden. Die liefen zwei, drei Wochen vor der Preisverleihung und haben dann mit der Preisverleihung viele hunderttausende Zuschauer gemacht. Das ist die Absicht dieses Filmpreises.

Cossen: Bei uns wird es sich zeigen. Wir sind jetzt in der siebten Woche und an einem Punkt, an dem die Zuschauerzahlen deutlich abfallen. Nach ersten Wochen, die weit über den Erwartungen lagen.

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