6. XPOSED International Queer Short Film Festival


Filmszene: "Cannibals"

Filmszene: "Cannibals"

Anregend wie bereichernd

Das XPosed International Queer Short Film Festival geht in die nächste Runde und findet in diesem Jahr vom 22. bis 23. Juni im Schwuz und im Kino Eiszeit statt. Einst wurde es ins Leben gerufen, um queere Kurzfilme aus Australien einem internationalem Publikum zu präsentieren. Da man mit Down Under zwar eine griffige Doppeldeutigkeit parat hatte, aber das inhaltliche Korsett dafür ein Mü zu eng geschnürrt wurde, lag der Entschluss auf der Hand, queere Kurzfilme auch aus anderen Regionen zu zeigen.

Dieses Jahr ist nun Spanien an der Reihe, das Land Pedro Almodóvars und das des Glaubens. In Spanien sind noch heute 80 Prozent der Bevölkerung katholisch. Unter dem Titel „sex and the religious“ entdeckt sich am 22. Juni im Schwuz ein Kurzfilmprogramm, dass sich explizit den Gegensätzen von Glauben und körperlichen Passion widmet. „Cannibals“ von Juanma Carrillo etwa ist ein hochästhetisierter Film mit deutliche pornografischen Einschlag. Carillo zeigt den schnellen Sex in einem Park. Dort treffen sich liebeshungrige Männer. Manche sind auf der Suche nach schnellem, unkompliziertem Sex, andere wollen der Einsamkeit entkommen. Die meisten von ihnen scheinen aber auf der Suche nach sich selbst. Carlos Montero Castiñeira verknüpft in „Dinero Fácil“ zwei Klassiker des Kinos: Sex and Crime. Jaime ist jung und sexy und arbeitet als Prostituierter für Männer. Als er in ein Hotelzimmer kommt um seinen Job zu machen, erkennt er bald, dass der Kunde eigentlich einen ganz anderen Service bestellt hat: Er braucht jemanden, der seine Frau umbringt. Plötzlich erscheint ein anderer junger Mann, der ebenfalls Jaime heißt und ein professioneller Killer zu sein scheint. Die Situation wird immer komplizierter.

Filmszene: "Interview mit einem Callboy"

Filmszene: "Interview mit einem Callboy"

Am zweiten Tag des Festivals hat man die Wahl zwischen einem weiteren, zehn Kurzfilme umfassenden Filmprogramm im Kino Eiszeit oder den ersten offiziellen Lolly Awards im Schwuz. Begleitet von einem Kurzfilmprogramm, das diesmal ausschließlich aus queeren deutschen Filmen besteht, werden hier „the best german movie“, „the best international movie“ und „the best spanish movie“ ausgezeichnet. Ob diese Award-Show nun wirklich nötig ist oder vielmehr eine Form der Selbstreferenz ist, kann man natürlich erst im Nachhinein sagen. Dennoch steckt darin eine gewisse Redundanz. Denn das diesjährige Filmprogramm des „Xposed“ spricht zur Genüge für sich selbst, zeigt es doch sensible, lebensnahe Positionen, die viel über queeres Leben in genormten Gesellschaften erzählen. Sehr detailliert zeigt dies auch Felix von Boehms Kurzdokumentation „Interview mit einem Callboy„. Karstello verbringt sein Leben in Hotels in Brandenburg oder Berlin. Seine Jugend als Homosexueller in der Provinz war nicht immer leicht, doch seine Erfahrungen helfen ihm in seinem anstrengenden Job. Noch heute ist in Brandenburg Homosexualität weitgehend ein Tabu. Deswegen sagt Karstello bestimmt und mit ein wenig stolz: „Brandenburg braucht Callboys!“

XPosed International Queer Short Film Festival, 22. bis 23. Juni 2011, Schwuz und Kino Eiszeit, www.fullyflared.com