Favourites Film Festival 2011 im Filmrauschpalast


Filmszene: "Hermano"

Filmszene: "Hermano"

Der Kunde ist König

Egal ob an der Frittenbude, der Wursttheke im Supermarkt oder im dunklen Kinosaal: Überall ist der Kunde König. Ab Donnerstag, den 1. September, feiert das Favourites Film Festival (FFF) seine Premiere im Moabiter Filmrauschpalast und widmet seinen Königskunden ein Programm, das andere Kunden bei anderen Filmfestivals schon für gut befunden haben. Das neue Festival zeigt in seinen vier Tagen ausschließlich Filme, die bei (inter-)nationalen Filmfestspielen mit Publikumspreisen bedacht wurden. Womit „das Publikum auf der ganzen Welt quasi die Vorauswahl für unser Filmprogramm getroffen hat„, wie Festivaldirektorin Anna Jurzik uns im Interview spitzfindig erklärte. Ein Festival wohl ganz nach dem Geschmack von Panorama-Leiter Wieland Speck. Erinnerte er doch kurz vor seiner dreißigsten Berlinale im Februar: „Film will ran ans Publikum – sonst ist er kein Film.

Im Gegensatz zu zahlreichen Festival-Auszeichnungen, die Juroren nach oftmals intensiver, aufreibender Diskussion unter Experten-Gesichtspunkten vergeben, legt das Publikum nicht den „einen“ Maßstab an und muss sich auch vor niemandem rechtfertigen. Innerhalb der heterogenen Masse Publikum entscheidet jeder, (meist)anonym, nach eigenen Kriterien. Nach Gutdünken. Wie ein König eben.  Etwas überraschend für sicherlich alle – vielleicht mal abgesehen von den 11mm-Machern – dürfte die große Zahl von Fußballfilmen in dieser Auswahl der „Besten“ sein.

Neben dem Eröffnungsfilm „Hermano“ von Marcel Rasquin aus Venezuela, der im letzten Jahr die Moskowiter bei dem dortigen Internationalen Filmfestival begeisterte, drehen sich auch die Dokumentation „Das Schiff des Torjägers“ (von Heidi Speconga – Gewinner bei der Duisburger Filmwoche), die kolumbianisch-panamanesische Produktion „Los Colores De La Montana“ von Carlos Cesar Arbelaez und die bayrisch-türkische Lausbubengeschichte „Seppi und Hias“ –  die einige sicherlich schon bei den sehsüchten 2011 bewundern konnten, um das Runde Leder. Ein besonderer Film, der ganz ohne Fußball auskommt, stammt aber immerhin aus der Heimat von Diego Maradona und Lionel Messi.

Die argentinische Regisseurin Sabrina Farjis konnte mit „Eva y Lola“ das Publikum beim Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg (wir berichteten) begeistern. Sie erzählt darin hinreißend die Lebensgeschichte ihrer ehemaligen Studentin Victoria Grigera, die sie in einem ihrer Drehbuchseminare kennenlernte und mit der sie letztlich gemeinsam dieses berührende Werk schuf. Ausgehend von den beiden Freundinnen Eva und Lola erzählt sie ein komplexes Familiendrama, das seinen Ursprung in der Zeit der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 findet. Das Militär-Regime entführte Kinder von Regierungskritikern und gab diese an kinderlose, ergebene Militärs weiter. In Argentinien nennt man diese Kinder die „Verschwundenen“. Ein Thema, das übrigens auch das deutsche Drama „Das Lied in mir“ mit Jessica Schwarz in der Hauptrolle aufgriff.

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