Baltic Film Festival 2011 im Kino Babylon


Filmszene: "Dances for the Milky Way"

Filmszene: "Dances for the Milky Way"

Zum siebten Mal präsentiert das Baltic Film Festival aktuelles Kino aus Estland und Lettland. Vom 24. bis 29. September sind im Kino Babylon preisgekrönte Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme aus den baltischen Staaten erstmalig in Berlin zu sehen.  Die aktuelle Filmauswahl von Festivalleiterin Gudrun Holz (hier zum Interview) gewährt einen Einblick in die aktuellen Strömungen des baltischen Kinos. Einige der herausragenden Filme sind alljährlich auch ein Schwerpunkt in Cottbus beim Internationalen Filmfestival des osteuropäischen Films. Für die Berliner ist das Programm jedoch neu. Besonderes Augenmerk legt das Festival in diesem Jahr auf Produktionen, die sich mit zivilgesellschaftlichen Fragen befassen.

Vor dem Hintergrund des russisch-georgischen Krieges untersucht etwa „Lobotomy“ die manipulative Rolle der russischen Massenmedien und ihre Auswirkung auf die russische Gesellschaft in den vergangenen 20 Jahren. Yuri Khashchavatskis Film erforscht die Methoden, mit denen Bürger zu Staatsfeinden, Helden zu Kriminellen erklärt werden. Der Dokumentarfilm „Dances for the Milky Way“ (Jaak Lõhmus) ist eine Hommage an den 2006 verstorbenen Autor und Filmregisseur Lennart Meri, dem späteren Präsidenten der Republik Estland (1992 bis 2001). Meri unternahm in den Siebziger und Achtziger Jahren ausgedehnte filmische Recherchereisen, von Ungarn bis Sibirien und bis in den fernen Osten der Sowjetunion, von den Sami, Seto und den Komi bis zu der Region der Nenets. Die kulturellen und linguistischen Beziehungen und Verwandschaften innerhalb des finno-ugrischen Kulturkreises stehen im Mittelpunkt der Filme dieser Jahrzehnte. „Dances for the Milky Way“ widmet sich nicht allein Meris beeindruckendem Werk – sondern erklärt auch die Motivation seiner anthropologischen Filme.

Der Spielfilm „Return of Seargant Lapins“ (Gatis Šmits) setzt dagegen voll und ganz auf die Wirkungskraft der Situationskomik. Der Protagonist des Film, Krists Lapins, ist gerade von einer Mission in Übersee zurückgekehrt und in ein ruhiges Viertel von Riga gezogen. Seine Hoffnung auf ein beschauliches und ruhiges Leben in der lettischen Hauptstadt wird jäh erschüttert, als eines Nachts ein ungebetener Gast vor der Tür steht. Ab diesem Zeitpunkt verwandelt sich Lapins’s Dasein in einen Wirbelwind einander überstürzender Ereignisse. Es treten auf: eine mysteriöse Blondine, ein Möchtegern-Detektiv, ein Millionär kurz vor der Pleite und ein unberechenbarer Polizist. Lapins Geschichte ist eine hintergründiges Portrait der modernen lettische Gesellschaft – voll absurdem Witz und rasanter Komik. In Lapins Riga steht die Welt Kopf und nichts ist wie es scheint.

Baltic Film Festival Berlin, 24. bis 29. September, Kino Babylon, www.www.balticfilmfestivalberlin.net