Afrikamera 2011 im Kino Arsenal

Der Schwarze schnackselt gerne


Filmszene: "Pegeas"

Filmszene: "Pegeas"

Nach Meinung einer berühmt-berüchtigten Vertreterin der deutschen Aristokratie schnackseln die Bewohner des afrikanischen Kontinents gerne und auch viel und wohl auch fast nur das, wie die Dame 2008 noch einmal in einem weiteren Interview bekräftigte. Schon der damalige Interviewpartner Michel Friedmann stellte erwidernd vor gut zehn Jahren in einer Talkshow fest, dass auch andere Erdbewohner gerne schnackseln und wohl auch mehr als nur das, gleich den Afrikanern. Das auf diesem Kontinent gar Filme produziert werden, die sich nicht nur ausschließlich mit der Schnacksel-Thematik beschäftigen, sollte denn wohl auch kein Post-Geheimnis mehr sein, zumindest für all diejenigen, die nicht Gloria von Thurn und Taxis heissen.

Vom 16. bis 20. November kann sich jeder, der etwas für den oft vergessenen Kontinent übrig hat, im Kino Arsenal ein Bild von und über aktuelle afrikanische Produktionen machen. Das diesjährige Filmfestival Afrikamera wartet mit einer bunten Mischung auf. Aus so ziemlich allen Ecken und Himmelsrichtungen werden Produktionen zu sehen sein, die südafrikanischen Vertreter sind da ja eher alte Hasen im Filme machen, aber insbesondere die kleinen Staaten und Produktionsländer haben cineastische Ambitionen. Zum Beispiel legen Ruanda und Madagaskar am Donnerstag und Freitag ihre Schwerpunkte auf Kurzfilme und Animationen. Die Eröffnung des Festivals vollzieht allerdings der nordafrikanische Langspielfilm „Pegase“ (Marokko, 2009). Der marokkanische Regisseur Mohamed Mouftakir, der in Frankreich Drehbuch studierte, erzählt in seinem psychologischen Thriller von dem inneren Kampf einer jungen Frau gegen die Unterdrückung in der extrem patriarchalen marokkanischen Gesellschaft. Sein Film erhielt beim diesjährigen panafrikanischen Filmfestival FESPACO (Burkina Faso) den Hauptpreis „Etalon d’or de Yennenga“.

Neben den rein afrikanischen Filmen werden auch einige Co-Produktionen aus europäischen und afrikanischen Ländern gezeigt, die aber den Schauplatz Afrika nicht verlassen werden. Begleitet werden die Filmabende meist von den Filmschaffenden selbst und auch afrikanischen Festivalmachern, die die gezeigten Filme zum Teil von ihren Festivals mitbringen und sicher auch Eindrücke und Erfahrungen, der in Afrika veranstalteten Filmfestivals, vermitteln werden. Eine Podiumsdiskussion am Samstag gibt Einblicke in das afrikanische Kino im Allgemeinen und im Speziellen über dessen Zukunft. Moderiert wird die Veranstaltung „Auslaufmodell Kino? Afrikanisches Kino auf alternativen Wegen“ von der Journalistin Dorothee Wenner.

Am letzten Festivaltag, Sonntag den 20. November, beenden dann gleich drei Filme das diesjährige Festival, die die Frage und Suche nach Identität ins Zentrum ihrer Erzählung stellen. „Gangster Project“ (Teboho Edkins, Südafrika/Deutschland, 2011) sucht nach dem kriminellen Wesen Kapstadts, „Island of Spirits“ (Mosambik, 2010) zeichnet die wechselvolle Geschichte der Ilha de Mocambique nach.  Der brasilianisch-mosambikanische Schriftsteller und Regisseur Licinio Azevedo porträtiert in seinem Dokumentarfilm einige exzentrische Bewohner der Ilha – darunter ein Meeresarchäologe, eine Tänzerin, ein Pförtner und mehrere Geister. Sarah Bouyain erzählt mir ihrem Debütfilm „Notre etrangere“ (Burkina Faso / Frankreich, 2010) die Geschichte zweier Frauen, die zwischen den Kulturen stehen.

Auch wenn es keine Schnackselfilme geben wird und Gloria von Thurn und Taxis sicher auch nicht anwesend sein wird, sollte man sich den ein oder anderen Festivaltag im Arsenal am Potsdamer Platz nicht entgehen lassen, denn Bilder von dem schönsten und zugleich härtestem Kontinent gibt es nicht jede Woche in der Stadt.

Sven Bruelke

Afrikamera, 16. bis 20 November, Kino Arsenal, www.afrikamera.de