Festivalbericht: Asian Film Festival 2011

Tragisch ist die Welt


Q & A mit den thailändischen Medienaktivisten John Wongsurawat, Rosie Wongsurawat und Nattapong Tiendee, Foto: Dong-Ha Choe

Q & A mit den thailändischen Medienaktivisten John Wongsurawat, Rosie Wongsurawat und Nattapong Tiendee, Foto: Dong-Ha Choe

Etwas warmherziger und subtiler geht Phan Dang Di in „Bi, don´t be afraid“ vor, in dem das einzige verbindende Element einer Familie die gemeinsamen Mahlzeiten sind. Besonders gelungen ist hier die Darstellung des maskulinen Eskapismus. Der Sohn lebt seine alterstypischen Omnipotenzfantasien in einer Eisfabrik aus. Der Vater besucht regelmäßig eine Prostituierte und dem Großvater fällt es zunehmend schwer, aus seinen Tagträumen zurückzukehren. Ebenfalls kittend wirken die Mahlzeiten in „Be my Guest“ von Kim Do Kyoung, wo ein Mann aufgrund von Altersdemenz seine Familie nicht mehr wiedererkennt und nur am Geschmack des Essens um seine Ehefrau weiß.

Die griechische Göttin der Liebe, Aphrodite, hatte zwei Kinder: Hermaphroditos und Eros. Hermaphroditos ist der ideale Single. Er verschmelzt alle Sehnsüchte zur Zufriedenheit der männlichen als auch weiblichen Hälfte. Eros, das ist das ungezogene Kleinkind, der Infant, der mit Menschen spielt als seien es Puppen. Aber es liegt in der Macht von ihm, die Leidenschaft in Menschen zu entfachen oder abzutöten. Seine große Liebe war die Königstochter Psyche. Gemeinsam hatten sie ein Kind mit Namen Voluptas – die Wollust. „When Love Comes“ von Chang Tso-Chi bereitet unpathetischer, aber nicht uninteressanter die Facetten der Liebe auf, in der Frauen in entschiedener Antipathie einen Haushalt teilen – bis eine von Ihnen schwanger wird. Auch hier ist die Kameraführung dezent und unaufdringlich. Allgemein fällt auf, das asiatische Regisseure dazu neigen, sich als stille Beobachter zu inszenieren, die eine Geschichte  als Geschichte belassen, ohne den Impetus an den Tag zu legen, mehr daraus zu machen, als es eigentlich ist. Es gibt keine melodramatische Musik. Es gibt keine Cliffhanger. Es gibt keine Showdowns. Es ist oft sehr tragisch, aber so ist wohl die Welt.

Joris J.

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