Das war die 11. Französische Filmwoche

Märchenhaftes und das Leben mit 70 plus


Filmszene: "Une vie de chat"

Filmszene: "Une vie de chat"

In „La Fee“ erhält der Nachtwächter Dom Besuch von einer Fee, die ihm drei Wünsche gewährt und dadurch sein Leben verändert. La Fee ist ein modernes Märchen, das als gesellschaftlicher Kommentar verstanden werden kann. So bekräftigte Fiona Gordon im Gespräch, dass in jedem eine Fee stecke, man bräuchte nur den Mut dazu und natürlich gute Jogging-Schuhe. Wer wissen will, was es mit den Jogging-Schuhen auf sich hat, sollte sich den Film anschauen. Wenn man dem Produzenten des Films „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ glauben darf, beschäftigen sich französische Filmemacher erst seit neustem mit dem Leben im Alter. Dafür macht das der mit Jane Fonda, Geraldine Chaplin, Guy Bedos sowie Daniel Brühl starbesetzte Film erstaunlich gut. Er erfrischend unverkrampft und warmherzig vom Älterwerden, dem Umgang mit Veränderungen und den Nöten des Alltags. Im anschließenden Gespräch gab Guy Bedos zu, dass er sich durchaus vorstellen könne, in der Filmbesetzung in eine Alters-WG zu ziehen, vorausgesetzt seine Frau komme mit. Der Film ist eine deutsch-französische Co-Produktion, da man in Deutschland leichter Gelder für das Thema akquirieren kann. Noch ist der Film in Frankreich nicht im Kino angelaufen. Es bleibt abzuwarten, wie dieses ‚neue‘ Thema aufgenommen wird.

Die beiden Animationsfilme, die erfreulicherweise auf dem Programm der diesjährigen 11. Französischen Filmwoche standen, unterscheiden sich vor allem in ihrer Machart und sind beide absolut sehenswert. Der klassisch gezeichnete Animationsfilm „Le Chat du Rabbin“ von Joan Sfar ist einfach hinreißend – mit einem Gastauftritt von Tintin und so mancherlei anderen Überraschungen, entführt der Film den Zuschauer nach Algier der 20er Jahren. So begleitet der Zuschauer die besserwisserische Katze des Rabbiners bei ihren Abenteuern. Schade, dass das Filmteam nicht kommen konnte.

Grafisch ganz anders gestaltet, ist der Animationsfilm „Une vie de chat„, der per Hand animiert ist, wie Alain Gognol, einer der Autoren des Films nach der Vorführung dem Publikum erklärte. Der als Maler ausgebildete Jean-Loup Felicioli und Co-Autor hat die Bildsprache von „Une vie de chat“ entworfen. 12 Bilder pro Sekunde wurden gemalt. So besteht der gut 70-minütige Film aus mehr als 50.000 einzelnen Bildern.

(v.l.n.r.) Charles Malinas ( Leiter Institut français d’Allemagne), Nathalie von Bernstorff (Französische Filmwoche), Géraldine Chaplin, Guy Bedos, Stéphane Robelin (Regisseur), Christophe Bruncher (Produzent).

(v.l.n.r.) Charles Malinas ( Leiter Institut français d’Allemagne), Nathalie von Bernstorff (Französische Filmwoche), Géraldine Chaplin, Guy Bedos, Stéphane Robelin (Regisseur), Christophe Bruncher (Produzent).

Visuell ungewöhnlich umgesetzt, erzählt der Film anhand des Doppellebens des Familienkaters Dino eine klassische Geschichte vom Kampf zwischen Gut und Böse. Wie Alain Gognol jedoch betonte, gehe es ihm um mehr. So kommen auch die Schwierigkeiten einer alleinerziehenden Mutter zur Sprache und der Umgang mit Trauer. Das macht den Film auch für ein älteres Publikum interessant. Leider hat der Film in Deutschland bisher keinen Verleih gefunden. Wir drücken die Daumen. Neben der exzellenten Auswahl an Filmen haben die Organisatoren dieses Jahr in Kooperation mit dem Bureau Export de la Musique française ein musikalisches Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. So spielte die Band Lyre le Temps auf der Aftershow-Party der Eröffnungsveranstaltung und die außergewöhnliche Künstlerin und Schauspielerin Irène Jacob gab ein Konzert  im Institut Français Berlin. Eine gelungene Mischung aus Film und Musik, die es hoffentlich im nächsten Jahr wieder geben wird.

Judith Orland

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