Filmtournee Cinespañol

Lateinamerikanische Familienportraits


Filmszene: "Zona Sur"

Filmszene: "Zona Sur"

Neben den Brüdern in „Abel“ gibt es einen weiteren kleinen Schauspielstar bei Cinespañol: Nicolás Fernandez. In „Zona Sur“ spielt er Andrés, den jüngsten Sohn einer wohlhabenden, weißen Familie im bolivianischen La Paz, der viel Zeit in seinem Baumhaus verbringt, wo er zu seinem Helden Steven Spielberg spricht und zu verstehen versucht, wie diese Welt funktioniert. Sein engster Vertrauter ist der Butler Wilson, der von dem indigenen Volk der Aymara abstammt. Vor dem Hintergrund, dass seit 2006 mit Evo Morales ein Aymara das Präsidentenamt Boliviens ausfüllt, erzählt Regisseur Juan Carlos Valdivia mit großer Ästhetik die Geschichte einer Familie, deren kleine Welt an der Spitze der Gesellschaft ins Wanken gerät. Andrés ist dabei der einzige, der sich nicht nur um sich selbst dreht. Wenn er Wilson nach dessen Kindheitsträumen fragt oder mit selbstgebastelten Flügeln auf der Familienvilla sitzt und über die Dächer schaut, dann wird deutlich, wie viel der Blick über den eigenen Tellerrand verändern kann.

Die vier Filme der Premierenstaffel von Cinespañol sind persönliche Empfehlungen Daniel Ó Dochartaighs. Seit 2008 bringt er mit seinem Verleih Cine Global Filme in Originalfassung in deutsche Lichtspielhäuser, die er für absolut sehenswert hält, die aber bei größeren Verleihfirmen keine Chance haben. Sein Verleih ist eine One-man-Show, die deutschsprachigen Untertitel schreibt Ó Dochartaigh für jeden Film selbst. Bei der Diskussionsrunde „Weltkino und Arthouse“ im Rahmen des Berliner Festivals Around the world in 14 films sagte er über Cine Global: „Ich bin so superklein in dieser Branche – mich kann es eigentlich gar nicht geben.“ Wir sagen: Zum Glück nur eigentlich.

Verena Manhart

Cinespañol 22.12.2011 bis 25.1.2012,  Kino Central, Eiszeit, Sputnik, Bundesplatz Studio, Tilsiter Lichtspiele. Programm unter www.cinespanol.de

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