Wir blicken zurück auf das Jahr 2011

Jahresbilanz 2011


"Filmfeste fördern", Foto: Philipp Jester

"Filmfeste fördern", Foto: Philipp Jester

FILMFESTE FÖRDERN von Denis Demmerle

Zum Ende eines bemerkenswerten Filmfestivaljahres durfte kräftig gelacht werden, das International Comedy Film Festival feierte seine Premiere und bereicherte das ohnehin beispiellose Angebot in Berlin und Brandenburg, mit einem Festival, das sich dem wohl schwierigsten Genre, der Komödie, widmet. Gerade die Newcomer, neben dem Comedy Film Festival, vor allem das Favourites Film Festival , das sich auf die Publikumspreisträger weltweiter Festivals konzentriert und das australische Filmfestival Down Under Berlin, bereicherten die einmalige Festivallandschaft um neue Facetten. Stetig entstehen neue Filmfeste – und das ist auch gut so. Während einerseits weltweit so viele Filme wie noch nie produziert werden, erreichen immer weniger davon ein größeres (Kino-)Publikum. Amerikanische Großproduktionen und seichte einheimische Komödien dominieren Leinwände, die immer weniger in Programmkinos und stattdessen häufiger in großen Multiplexen stehen.

Ein Missstand, den gerade Bernhard Karls Around The World In 14 Films oder auch Berlins zweitgrößtes Filmfest, das Kurzfilmfestival interfilm belegen. Bleibt dem Kurzfilm der Weg ins Kino fasst komplett versperrt, finden diesen auch die bei Around The World in 14 Films gezeigten und zuvor bei den großen internationalen Filmfesten gefeierten Arthouse-Meisterwerke nicht. Der Kinomarkt lässt Vertrauen vermissen. Gleichzeitig schrumpft die Zahl der Programmkinos, unter anderem, weil sie die kostspielige Digitalisierung der Vorführtechnik nicht stemmen können. Das Entstehen von Filmfestivals, die den Missstand beheben, ist eine logische und konsequente Folge. Festivalmacher, Profis in Sachen Film, kuratieren Filmprogramme unter verschiedensten Gesichtspunkten (Genre, Region, Thema …) und ermöglichen so ihren Besuchern cineastische Ereignisse. Kino-Events, bei denen besondere Filme im Mittelpunkt stehen, die die Zuschauer gleichzeitig mit spannenden Gesprächen und Begegnungen locken.

Filmfestivals als Politikum – So überschrieben wir im September unser Tischgespräch Delicatessen, bei dem mit Frank Zimmermann von der mittlerweile gemeinsam mit der CDU den Berliner Senat regierenden SPD und der Grünen Alice Ströver zwei politische Entscheider neben dem Down Under-Macher und Festiwelt-Vorstand Clemens Stolzenberg sowie Regisseur David Wnendt Platz nahmen. Die Runde diskutierte angeregt und kam zum Schluss, dass bestehende Strukturen verbessert und Filmfestivals gefördert werden sollen.

Eben das verspricht der kürzlich vereinbarte Koalitionsvertrag von SPD und CDU. Dort heißt es in Abschnitt 9. Kreatives Berlin: Kultur, Medien und digitale Gesellschaft unter der Überschrift Zukunftsfähige Medienpolitik:
Der Medienstandort Berlin wird weiter zu einem wirtschaftlichen Leuchtturm entwickelt. Die Koalition wird die notwendigen Weichenstellungen dafür setzen. Die Koalition wird für eine Bündelung der Kompetenzen für den Bereich Kreativ-und Medienwirtschaft im Sinne einer/eines einheitlichen Ansprechpartnerin/Ansprechpartners sorgen.

Die Koalition spricht sich für einen Ausbau des Medienboard Berlin-Brandenburg aus. Dies umfasst insbesondere eine stärkere Förderung von Fernsehproduktionen und der Digitalisierung von Programmkinos (Abschluss im Jahre 2014). Das Medienboard wird auch den Ausbau der Inhalte im Internet fördernd begleiten.

Die Koalition setzt sich für die Förderung von Filmfestivals ein – z. B. jüdisches oder türkisches Filmfestival. Hierzu wird auch eine finanzielle Beteiligung des Medienboards geprüft. Die Schwerpunktsetzung bei der Verwendung von Finanzmitteln – einschließlich der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) – sollte unter medienpolitischen Aspekten optimiert werden.
(Quelle: http://www.berlin.de/rbmskzl/koalitionsvereinbarung/abss9.html)

Auf den Kernsatz „Die Koalition setzt sich für die Förderung von Filmfestivals ein.“ müssen sich die Berliner Filmfestivals berufen. Nun liegt es an den Machern, dies einzufordern. Der Senat hat offensichtlich das Potential der Filmfeste erkannt und ist bereit, das vorhandene cineastische Biotop nachhaltig zu fördern und zu verbessern. Aufgerufen dazu darf sich, neben jedem einzelnen Festivalveranstalter, vor allem auch der in diesem Jahr gegründete Festival-Verein Festiwelt e.V. fühlen, der aus dem seit zwei Jahren aktiven Netzwerk der Berliner Filmfestivals entstand, wo mittlerweile 22 Festivals ein gemeinsames Dach finden. Deren formulierte Ziele, wie die Positionierung im kulturellen Angebot der Stadt, der Positionierung gegenüber Förderern, Partnern und Sponsoren oder auch der Erschließung neuer Zuschauergruppen, sollten mit den Zielen der politischen Entscheider übereinstimmen.

Eine Professionalisierung stärkt Stadt, Land, Region und Film gleichermaßen. Unerlässlich für einen nachhaligen Progress ist Planungssicherheit. All jene Organisatoren, die an der Grenze zum Machbaren mit ihren Filmevents agieren, können neue Perspektiven entwickeln und ihre Festivals verbessern. Es könnten weitere Leuchttürme in der Region entstehen, wo eben nicht nur die alles überstrahlende Berlinale, sondern auch Filmfeste wie  interfilm, achtung berlin, Film Festival Cottbus oder das größte Studentenfilmfestival Europas sehsüchte den Ruf Berlins als deutsche Kino-Hauptstadt begründen. Es liegt an den Festivals UND an der Politik die Einzigartigkeit des Standorts Berlin-Brandenburg auszubauen.

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