Shorts Attack im Babylon Mitte und Passage Kino
Wer hat's erfunden ...?
In der allmonatlichen statt findenden Reihe der Short Attacks, initiiert von den Machern von Interfilm Berlin, suchen im Januar die Schweizer an zwei Abenden die Bundeshauptstadt heim. Heidi reloaded heißt es im Babylon und in den Passagen. Klar, Heidi ist ein Schweizer Urgestein und ob die Schweizer den Kurzfilm auch noch erfunden haben, kann man jeweils am 18. und 22. Januar sehen und beurteilen. Auf jeden Fall werden die Klischees über den Schweizer an sich bedient und auch durchaus auf die Schippe genommen. Das es dem Schweizer in Finanzangelegenheiten schon immer um ein gewisses Understatement ging, ist bekannt und wird in einigen Filmen Thema sein. Mal sehr realistisch wie in „30 Sekunden Schweiz„, wo in einer Zürcher Strasse in einer halben Minute vorbeikommende Sachwerte addiert werden. Da kommen einige Franken zusammen, in eine der teuersten Gegenden Europas. Oder aber der schnöde Mammon wird im schwarz-humorigen Film „Liquid Assets – Geld stinkt“ nicht als Wertanlage ganz anderer Art präsentiert.
Dass der typische Schweizer an sich auch gut und gerne als Schildbürger durch gehen kann, wird man in dem ein oder anderen Kurzfilm auch entdecken können. Auf Komisches bis Heiteres darf man gespannt sein, wenn einige Filme die Schweizer Tugenden – etwa die Gründlichkeit und die Affinität zur Präzision – ironisch brechen werden. Neben den Filmen, die eher zum Schmunzeln sind, wird auch der Zuschauer mit Hang zu den romantisierenden Geschichten im Leben seine Erfüllung finden. Gerade „Evermore“ oder „Wolves“ erzählen und hinterfragen auf melancholische Weise, unter welchen – mitunter schwierigen – Bedingungen die Liebe zwischen Menschen funktioniert. Natürlich haben die Schweizer den Kurzfilm nicht neu erfunden, aber den Kurzfilm über die Schweiz und über Schweizer können wohl die Schweizer als Betroffene sicher am besten selber machen. Eine bessere Gelegenheit um das schweizerische Kino kennen zu lernen, wird es wohl nur noch im Alpenstaat selber geben. Also: Grüzi Heidi!
Sven Brülke
Shorts Attack, 18. Januar, 20 Uhr, Babylon Mitte; 22. Januar, 20.30 Uhr, Passage-Kino