Das war die Teddy-Award-Gala 2012
Warten auf Marianne
„Seid ihr alle gut drauf?!“ – die ersten Worte der Teddy Awards 2012, mit denen Jochen Schropp die Nachfolge von Annette Gerlach antritt. Launig energetisch peitscht die Partyansage aus dem grienend weißen Gebiss, Feiermodus an, Schropp besinnt sich offenbar auf die eigene Vergangenheit als Moderator der Loveparade. Macht sich aber trotzdem nicht schlecht; zwischen Stereo Total („Liebe zu dritt“), Peaches („Talk to me“) und Marianne Rosenberg („Marleen“) wirkt der juchzende Host durchaus glaubwürdig. Sympathiepunkte gibt es immer mal wieder durch einen kecken Spruch. Stinktier des Abends, besonders in der Gegenüberstellung mit Strahle-Schropp: Dieter Kosslick. Der scheint mit der ganzen „Trans-Kiste“ nicht besonders viel anfangen zu können und hält damit auch nicht hinterm Berg. Immerhin betont er, dass dem queeren Film im Berlinale Programm fast 10 Prozent gebühren, gesteht aber auch, er habe sich nicht getraut den Favoriten „Parada“ (Srdjan Dragojevic, Serbien 2011) in den Wettbewerb zu nehmen. Dieser gewinnt dann auch prompt die „Else“ – Leserpreis des Berliner Stadtmagazins Siegessäule. Den Preis für den besten Kurzfilm erhält „Loxoro“ von Claudia Llosa – keine Unbekannte auf der Berlinale: Die Peruanerin feierte bereits 2009 mit dem Spielfilm „Eine Perle Ewigkeit“ Erfolg und wurde mit einem Goldenen Bären ausgezeichnet.
Der erste große Moment der diesjährigen Gala aber, er kommt in Form von Mario Montez, der zerbrechlich, mit Lesebrille und blauer Abendrobe, die Laudatio von John Waters via Skype empfängt. „Eigentlich sollte Mario schon einen Preis dafür bekommen, dass er als einziger in Andy Warhols Factory keine Drogen genommen hat. Ich meine, stellt euch das mal vor!“, schwärmt Waters ungläubig und scheint am liebsten durch Monitor kriechen zu wollen. Doch trotz der kleinen Anekdoten – der US-amerikanische Filmregisseur macht deutlich, was es noch vor wenigen Jahrzehnten bedeutete, schwul, transsexuell, „anders“ – kurz: queer zu sein. Dr. Nicolas Berger von Amnesty International räumt im Anschluss auch gleich alle Hoffnungen aus, die Situation habe sich vollständig gewandelt.