Das war die Teddy-Award-Gala 2012

Warten auf Marianne


Die Gewinner des 26. Teddy Award, Foto: Carolin Weidner

Die Gewinner des 26. Teddy Award, Foto: Carolin Weidner

Nach einem Kurzreferat über Zwangskastrationen, an Heizungsrohre gefesselte Transvestiten und allerlei shocking facts ist die Stimmung leicht bedröppelt. „Seid ihr alle gut drauf?!“, hört man es noch immer im Hinterkopf rauschen. Gott sei Dank, nur noch kurz ausharren, dann knallt Marianne Rosenberg durch die Gates des Flughafen Tempelhof! Bis dahin halten uns aber bei Laune: Ein unvermittelt kitschiger Andy-Warhol-Zusammenschnitt, untermalt mit den sanftesten Tönen, die je Lou Reeds Lippen verlassen haben, Peaches, mitsamt lasziver Feuerspuckerin und die süß-schmutzigen Jungs und Mädchen von Stereo Total, ach ja, und natürlich Jochen Schropp!

Kurz vor Marianne wird es aber nochmal ernst, die Verleihung des Awards für den besten Dokumentarfilm steht an. Zwei Jahre haben sich die beiden Regisseurinnen Katherine Fairfax Wright und Malika Zouhali-Worrall für „Call me Kuchu“ (Uganda 2012) Zeit genommen, um den Schwulenaktivisten David Kato zu begleiten, der kurz nach Abschluss der Dreharbeiten ermordet wurde. Der Bruch zu „Deutschlands Diva Nr. 1!“ ist dann doch ein wenig hart. Aber Frau Rosenberg macht es uns leichter, indem sie den ersten von insgesamt drei Songs in Madonna-„Frozen“-Attitüde startet. Einige sind erleichtert: Nach 1,5 Stunden artigem Sitzen kann man endlich kurz eine schmökern gehen. Die Kraft wird auch benötigt – auf dem Programm stehen noch zwei Highlights. Als da wären: Die wunderbar unaufgeregte Ulrike Ottinger, die mit einem Ehren-Teddy ausgezeichnet wird. Und natürlich der Preis  für den besten Spielfilm. Zu Ottinger muss eigentlich nicht viel gesagt werden. Außer, dass man sich unbedingt nochmal durch das filmische Schaffen dieser bemerkenswerten Frau gucken sollte. Beim Hauptpreis wird es dann schon etwas spannender. Aber ehrlich, wenn bereits im Trailer Arthur Russell zu hören ist, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen: „Keep the lights on“ (Ira Sachs, USA 2012) erzählt in einem Zeitraum von zehn Jahren die gescheiterte Liebesgeschichte vom dänischen Filmemacher Erik und Anwalt Paul in New York und gewinnt den Teddy für den besten queeren Spielfilm 2012. Nach zwei Stunden Gala wurde viel gesagt, gelobt, gelacht, gerügt. Hinter der Bühne steht ein Curry 36-Stand.

Carolin Weidner

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