Blaxploitation im Kino Arsenal

Beflügelt vom Erfolg entstehen weitere Filme, steigen (neben Sidney Poitier) weitere afroamerikanische Schauspieler zu Stars auf und verbreitet sich der ihm eigene Sound, der Funk, Soul und Jazz miteinander verquickt. Helden werden geboren. Allen voran der gnadenlos coole Detektiv John Shaft (gespielt von Richard Roundtree), den Regisseur Gordon Banks getrieben von Isaac Hayes’ fantastischem und Oscar-prämiertem Soundtrack im 71er „Shaft“ durch Harlems Gassen und Betten jagt. So erfolgreich, dass zwei weitere Kinofilme, eine eigene Fernsehserie und im Jahr 2000 ein Remake mit Samuel L. Jackson folgen. Als Roundtrees weibliches Pendant machte sich die unvergessliche Pam Grier einen Namen, die in Jack Hills „Coffy“ (1973, Soundtrack: Roy Ayers) und „Foxy Brown“ (1974; das Arsenal zeigt die ungekürzte Originalversion) zur selbstbewussten, weiblichen, schwarzen Schauspielikone aufstieg. Nachdem es nach der Blaxploitation-Welle ruhiger um Grier wurde, verhalf ihr Quentin Tarantino mit der Hauptrolle in „Jackie Brown“ (1997) zum Comeback – und dem ganzen Genre zu einer Renaissance. Wie übrigens auch Bobby Womacks Song „Across 110th Street„, der Tarantinos -Flughafensequenz zu Filmbeginn untermalt und Barry Shears gleichnamigen Thriller (mit einem famos aufspielendem Anthony Quinn) seinen Titel schenkt.

Das Genre Blaxploitation steht für die sich verändernde (Film-)Welt der 1970er Jahre. Trotz fiktionaler Verdichtung gewähren die Werke tiefe Einblicke in die gespaltene amerikanische Gesellschaft. Der Zeit, deren Risse auch heute noch immer nicht vollständig gekittet sind. Die Werke zeigen den alltäglichen Rassismus und die meist ärmlichen Verhältnisse der afroamerikanischen Lebenswirklichkeit. Gleichzeitig markieren sie die eingeläutete Zeitenwende und stehen für ein neues Selbstbewusstsein der sich vom unterdrückenden Weißen emanzipierenden afroamerikanischen Bevölkerung.

Denis Demmerle

Blaxploitation, von 20. Juli bis 24. August, Kino Arsenal, www.arsenal-berlin.de