Blaxploitation im Kino Arsenal
"Starring: The Black Community"
Ab dem 20. Juli übernehmen die Pimps (Zuhälter) und Pusherman (Dealer) die Leinwände des Arsenals. Das Institut für Film- und Videokunst widmet sich bis zum 24. August dem amerikanischen Genre Blaxploitation. Zu sehen sind stilbildende Actionfilme voller Gewalt, Sex und Exzess, in denen erstmals im US-Kino Afroamerikaner die Richtung vorgaben und ihr Leben thematisieren: Ein Leben geprägt von Rassismus, Unterdrückung, Gewalt, Sexismus, Armut und fantastischer Musik.
Im Amerika der ausgehenden 1960er Jahr brodelt es. Afroamerikaner sind den alltäglichen Rassismus, der ihnen entgegen schlägt, Leid. Sie begehren auf und gehen mit Bürgerrechtlern wie Malcolm X und Martin Luther King an ihrer Spitze auf die Straße. Eine Zeit voller Veränderungen, die auch vor dem Kino nicht Halt machte. Mitten in einer Krise der großen Hollywood-Studios findet das afroamerikanische Kino seine Stimme und erzählt erstmals eigene Geschichten, die das eigene Leben und die eigene Welt thematisieren. Als Begründer darf Melvin van Peebles Low-Budget-Werk „Sweet Sweetback’s Baadasssss Song“ aus dem Jahr 1971 gelten – auch wenn in den Jahren zuvor sowohl qualitativ als auch deren Einfluss betreffend zu vernachlässigende Werke entstanden. Auch van Peebles Außenseiter-Story ist denkbar einfach, beinahe banal: Die Waise Sweetback muss sich von klein auf als Prostituierter durchschlagen. Ein Leben als nicht endender Kampf, in dem er, genau wie alle Schwarzen im Amerika dieser Zeit, dem täglichen Rassismus ausgesetzt ist. Wenn ein Verdächtiger erst verprügelt wird, ehe die weiße Obrigkeit feststellt, dass sie ihn wohl verwechselt haben, erntet der keine Entschuldigung, sondern nur ein „So what?!?“.
Sweetback taumelt durch ein Leben, das ihn lehrt vor dem Bösen, dem weißen Mann, wegzulaufen. Überleben ist das Ziel und dass er überlebt ist sein Triumph. Regisseur van Peebles hat damit den Nerv der Zeit getroffen. „Sweet Sweetback’s Baadasssss Song“ spielt an den Kinokassen über 15 Mio. Dollar ein, bei Kosten von gerade einmal 150.000 Dollar. Historisch wichtiger: Er begründet mit Blaxploitation ein eigenes Genre, für die, die er als erste im Vorspann nennt, wo es in großen Lettern heißt: „Starring: The Black Community!“