Shorts Attack im Babylon Mitte und Passage Kino
Höher, schneller, weiter!
Höchstleistungen in Sachen Tempo wurden vor Kurzem auf dem Rad erbracht. Neben der Tour de France bringen die Olympischen Spiele dem sportbegeisterten Menschen in diesem Sommer rasante und schnelle Bildspektakel auf den Fernsehbildschirm. Allerdings wird die Hatz auf die Rekorde bekanntlich durch kommerzielle Begleiterscheinungen zersetzt, so dass diese Voll-Speed-Veranstaltungen mit dem hellenischen Sportsgeist von einst wohl kaum mehr etwas gemein haben. Wer nun wenig Lust auf kommerzielle Begleiterscheinungen beim Konsum von Bildern in filmischer Form hat – die sich insbesondere um Schnelligkeit drehen – der sollte in der letzten Juli-Woche auf keinen Fall die Kurzfilmreihe „Shorts Attack“ versäumen. Rasant geht es diesem Monat in insgesamt elf Filmen zu, denn das Motto lautet: „Voll auf’s Gas – Speed!“ Sehr eilig hat es eine sehr betagte Dame (Asa Siika) in dem komödiantischen, schwedischen Auftaktfilm „Kvinnokraft“ (2004) von Per Carleson. Die skandinavische Oma holt die letzten Reserven aus sich und ihrem Drahtesel heraus, um ihr Auto sicher zu stoppen. Blöd nämlich, dass sie kurz vor der wilden Verfolgungsfahrt dieses am Hang ohne angezogener Handbremse mit ihrem Fahrrad beladen möchte. Und ein Glück für ihre Umwelt, dass sie ziemlich gewitzt die Karre zum stehen bringt. Diesen Monat muss man zudem nicht auf Animationen verzichten.
Sehr gelungen und qualitativ hochwertig umgesetzt ist der aus Australien stammende Trickfilm „Nullarbor“ (2011) von den Machern Alister Lockhart und Patrick Sarall. Nicht nur die stimmigen Bilder und gezeichneten Typen überzeugen, sondern auch die Geschichte zweier Rennfahrer: Ein Duell zwischen einem Draufgänger und einem coolen, alten Typen, das die beiden wohl besser nicht hätten zu Ende bringen sollen. Die serbische Produktion von Miroslav Jovic „Fauntom“ (2011) steht der australischen Animation in nichts nach – ist allerdings visuell gewöhnungsbedürftig und dennoch ein feines Lehrstück über das schnelle Geld und dessen Verlust. Ein weiterer Streifen aus Down-Under, „Lucky“ (2005), zeigt einen Helden (Nash Edgerton), der auch gleichzeitig Regisseur und Hauptdarsteller des Films ist und sich aus einer Zwickmühle – gefesselt in einem Kofferraum eines führerlosen und dahin rasenden Autos – zwar befreit, dies aber besser hätte nicht tun sollen. Sven Bruelke Shorts Attack Babylon Mitte, 25. Juli, 20 Uhr; Passage Kino Neukölln, 29. Juli, 20.30 Uhr, Program unter www.shortsattack.com