Die Filmfestivalsaison ist eröffnet

Die Filmfestivalsaison ist eröffnet


Filmszene: "Gromozeka", Vladimir Kotts Film wird beim 2. Favourites Film Festival zu sehen sein. Foto: Yevgeny Gindilis

Filmszene: "Gromozeka", Vladimir Kotts Film wird beim 2. Favourites Film Festival zu sehen sein. Foto: Yevgeny Gindilis

In den vergangenen zehn Jahren hat sich Berlin nicht nur im kommerziellen Filmsektor zu einer internationalen Metropole entwickelt. Heute existieren in der Stadt zwischen 50 und 60 Filmfestivals, die mit ihren Programmen das gesamte Spektrum des Weltkinos sowie des Arthouse- und Genrefilms abbilden. Sie heißen achtung berlin, interfilm, filmPolska, Contravison, Russische Filmwoche, Around The World in 14 Films oder Alfilm (Arabisches Filmfestival Berlin). Es gibt den Fußballfilm (11mm), den lateinamerikanischen (Lakino) und den französischen Film (Französische Filmwoche). Seit sechs Jahren hat auch der Porno (PornFilmFestival Berlin) seinen festen Platz im Kalender. Weltpremieren, angereiste Filmschaffende und Fachpublikum, roter Teppich und die obligatorischen Zaungäste: In Berlin herrscht im Grunde das ganze Jahr hindurch Festivalstimmung. Brandenburg ergänzt das schon reichhaltige Programm Festivals in Potsdam, Eberswalde und Cottbus.

Und alle profitieren sie von der Strahlkraft der Berlinale. Sie ist das Mutterschiff, das die Filmindustrie der Stadt nährt und am Leben hält. Aber die Berlinale ist im Festivalkosmos der Hauptstadt ebenso ein Fremdkörper, der alljährlich die gesamte mediale Präsenz auf sich zu ziehen scheint. Sind die Pressevertreter, Filmeinkäufer und die internationalen Stars einmal abgereist, schwindet die Aufmerksamkeit merklich. Nicht, weil keine Neugierde am Film oder an Festivals besteht, sondern weil es häufig an ausreichenden Fördermaßnahmen und dem Interesse der Medienlandschaft mangelt. Dennoch sind zahlreiche Festivals etablierte Größen und über die Stadt- und sogar Landesgrenzen hinaus bekannt. Achtung Berlin, das sich explizit Filmen aus Berlin und Brandenburg widmet, und das Internationale Kurzfilmfestival interfilm ziehen jährlich jeweils über 10.000 Besucher an und gastieren in den Kinos der gesamten Stadt. Viele kleine Filmfestivals leben zu einem hohen Maß von der Eigeninitiative und werden nicht selten von einer Handvoll Filmbegeisterter organisiert. Geld ist bei ihnen fast immer zu wenig da. Die fehlende Finanzierung wird durch Enthusiasmus und organisatorisches Talent ausgeglichen. Staatliche Fördergelder werden in diesem Kulturbereich nur zaghaft ausgeschüttet.

In der Summe aber sind Festivals in der Hauptstadt ein mit den Jahren immer stärker wachsender Wirtschaftsfaktor und Motor der Kreativbranche. Berlin gilt als Weltstadt und gehört mittlerweile zu den Top 5 Metropolen für Touristen aus dem europäischen Ausland. Laut dem Reiseportal Expedia.de sind 2011 im Vergleich zum Vorjahr über 13 Prozent mehr Hotel-Buchungen,  www.expedia.de/Berlin-Hotel.d179892.Reise-Angebote-Hotels, eingegangen. Auch die Deutschen wissen Berlin und seine Vorzüge zu schätzen und übernachteten letztes Jahr rund 30 Prozent häufiger in der Bundeshauptstadt als 2010. Nicht wenige davon nutzen dabei das vielfältige Angebot an Filmfestivals in der Stadt. Während im Sommer sowohl Kinostarts als auch Festivals deutlich eingeschränkt stattfinden, kann der Zuschauer ab September fast jedes Wochenende ein Festival besuchen. Bis in den Dezember hinein zählt der Kalender über 20 Festivals. Vom Kurzfilm bis hin zum Gegenwartskino der arabischen Welt hält die Festivallandschaft Berlins die Bandbreite an Filmkunst bereit, die ein Weltkino, das zunehmend aus dem normalen Kinobetrieb verdrängt wird, verdient. Die Herbstsaison beginnt schon fast traditionell mit dem Fantasy Filmfest, einer cinematographischen Orgie voller Bildgewalt, Science-Fiction und maßgerechtem Horror.