Brühl präsentiert internationale Projekte

Ozons "In ihrem Haus" gewinnt in San Sebastian


„Blancanieves“ ("Schneewittchen") von Pablo Berger.

Szene aus „Blancanieves“ ("Schneewittchen") von Pablo Berger.

Der Franzose Francois Ozon ist der große Sieger des 60. Festival de San Sebastian (21. bis 29. September 2012). Sein Thriller „In ihrem Haus“ („Dans la maison„), der in Deutschland am 29. November in die Kinos kommt, gewann den Hauptpreis die goldene Muschel und gemeinsam mit dem spanischen Schriftsteller Juan Mayorga den Preis für das beste Drehbuch nachdem er bereits kürzlich beim Toronto International Film Festival mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet wurde. In seiner Dankesrede fand er kritische Worte für die spanische Krisenpolitik.

Die spanischen Kollegen seien nach den massiven Kürzungen im spanischen Kulturhaushalt „in einer schwierigen Lage“, so Ozon. „Auf diese Weise werden wir die Krise nicht überwinden.“ Die spanische Regierung erhöht im Zug der Krisenpolitik ihre Mehrwertsteuer, was gerade Kino, Theater und Konzerte betrifft. Seit dem 12. Juli protestieren Künstler gegen die Maßnahmen unter dem Motto „Kultur ist kein Luxus“. Am 19. Juli gingen 100.000 Menschen auf die Straße, unter ihnen Spaniens Schauspielikone Javier Bardem, wie Kati Krause in „Ein Land wird kulturlos“ für die Zeit berichtet. Bereits im letzten Dezember unterhielten wir uns mit dem spanischen Regisseur Alex de la Iglesia über das Thema, der sich für mehr Mut aussprach und monierte: „Das Jammern über zu wenig Geld bringt nichts.“

Ozon, der im Februar in der Berlinale-Jury saß, widmet sich „In ihrem Haus“ dem frustrierten Lehrer Germain (Fabrice Luchini), der vergeblich versucht seine 16-jährigen Schüler für Literatur zu begeistern. Bis ihn ein Werk von Claude (Ernst Umhauer) fasziniert. Der unauffällige Junge beschreibt darin, wie er sich das Vertrauen eines Mitschülers erschleicht, um am Wochenende in dessen Elternhaus heimlich dessen Mutter Esther (Emmanuelle Seigner) zu beobachten. Germain will mit seiner Frau Jeanne (Kristin Scott Thomas) das Talent des jungen Voyeurs fördern und verliert dabei die Kontrolle über die Situation.

Hochgehandelt wurde Fernando Truebas „El artista y la modelo“ („Der Künstler und das Model“). Der Bruder des Schriftstellers David Trueba erzählt in seiner Geschichte von einem alten Bildhauer (Jean Rochefort), der auf seine alten Tage endlich ein Model zu finden scheint, welches an die Schönheit seiner Frau heranreichen kann. Paul Ingendaay befand in der FAZ: „Truebas Film ist den Details hingegeben, aber nicht pedantisch, langsam, aber nicht träge. Er zeigt die kleinen Gesten des Respekts und der Liebe, die die Ehe der beiden Alten bestimmen, er enthüllt aber auch, wo sie nicht ausreichen.“

Ebenfalls mit Spannung erwartet: „Blancanieves“ („Schneewittchen„) von Pablo Berger. Der Baske erregte 2003 mit „Torremolinos 73“ aufsehen, gewann den Goya als bester Nachwuchsregisseur – und arbeitete nun sage und schreibe acht Jahre an seiner Adaption des Grimmschen Märchens, das er im Spanien der zwanziger Jahre und der Welt des Stierkampfs ansiedelt. Sein Stummfilm in schwarz-weiß versteht sich als Hommage an den europäischen Stummfilm, wie schon „The Artist“ im vergangenen Jahr. Nach seiner Premiere in Toronto gewann er in San Sebastian den Sonderpreis der Jury. Spanien entsandte „Blancanieves“ in die Oscar-Vorauswahl.

Aus deutscher Sicht sorgte der halb-Spanier Daniel Brühl für die Pointen. Während Brühl in Deutschland derzeit kaum spannende Projekte findet und nur als Gastgeber von Kurzfilmpreisen in Erscheinung tritt, wird er in San Sebastian gefeiert und war gleich mit zwei seiner internationalen Projekte vor Ort: Der spanischen Gangsterkomödie „Los Pelayos“ und dem kubanischen Episodenfilm „7 Days In Havana„.

DD

Die Preisträger vom 60. Festival de San Sebastian auf Seite 2!

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