Festivalbericht: Favourites Film Festival

Heimeliges Schlachthaus


"Skallamann": Sag es doch ganz einfach mal mit einem Musical.

"Skallamann": Sag es doch ganz einfach mal mit einem Musical.

Vier Tage nur dauerte das Favourites Film Festival. Und es hat durchaus das Potenzial, in den nächsten Jahren noch etwas länger zu dauern, sich zu einer festen Institution der Berliner Festivalwelt zu etablieren. Im ehemaligen Schlachthof im Moabiter Kiez bestach die zweite Ausgabe gerade dadurch, dass das Publikum sowie die Filme und eben nicht die Verleiher und Produzenten im Vordergrund standen. Dazu ergab sich eine sehr angenehme Atmosphäre. Nicht nur durch die fein ausgestattete und herrlich illuminierte Kulturfabrik auch, und gerade, die interessierte Anteilnahme der Zuschauer und der herzliche Umgang der Festivalmacher mit diesen machten das Festival zu einem Genuss. „Die Besucherzahl konnten wir in diesem Jahr fast verdoppeln“ schätzt die eine Festivaldirektorin, Anna Jurzik, sichtlich glücklich aber erschöpft am Abschlussabend. „Genau gezählt haben wir das aber noch nicht“, meint die andere Direktorin, Paula Syniawa, weiter.

Wichtiger als das Zahlenwerk war für die Macher und das Festival auch eher der Umstand, dass es gut gelang, keine Pannen auftraten und jeder Zuschauer, ob des gut kuratierten Filmaufgebotes, sehr zufrieden sein konnte. Ausgelassen führten die Kinogänger Konversation. Soetwa nach der Kurzfilmgala am Samstagabend auf dem Favourites Tanzfest: “ … also zu grotesk waren mir ´Fratzengulasch´ oder dieser ´Skallamann´ …“, raunte ein Mitvierziger aus dem Prenz’lberg. Worauf seine Begleitung erwiderte: “ … oh ich liebe das. Gerade dieser norwegische Humor war doch klasse und diese überzogenen Gesten!“ Der Glatzkopf „Skallamann“ (2011), gespielt von Ole Giæver, ist Grund für die Beichte eines gut neunzehnjährigen Jungen (Frank Kjosas), der seinen Eltern (Randolf Wanderhaug und Marit Andreassen) die Liaison durch ein aufregend übertrieben inszeniertes und somit komisches Musical vermittelt. Der skandinavische Film von Maria Bock, deren Wurzeln im Theater liegen, qualifizierte sich durch den Gewinn beim Milano Film Festival.

Die auf den renommierten Kurzfilmtagen in Oberhausen reüssierende deutsche Animation der Regisseure Timo Schierhorn und Katharina Duve „Fratzengulasch“ (2011), die aus mehreren Fotos der 20er Jahre eine bewegende und absurde Bildgeschichte liefert, konnte allerdings auch nicht das Rennen in der Sektion Publikumskurzfilmpreis machen. Der Gewinner der diesjährigen Favourites Shorts Night wurde „Las Palmas“ (2011). Der schwedische Animationsfilm, versetzt mit Elementen des Realfilms und von Johannes Nyholm produziert, zeigt eine Frau mittleren Alters bei der Eroberung ihres Urlaubsortes und eines kleinen spanischen Lokals. Da die Frau durch ein Kleinkind verkörpert wird, ist dieser Film per se schon komisch und stellt durch das kleinkindliche Nicht-Benehmen-Können eine sehr feinsinnige, kritische Hommage an alle Ballermann-Fetischisten dar. Es ist bezeichnend, dass dieser Film auch beim Encounters Short Film and Animation Festival Bristol in Großbritannien gewann, da ja jedem Touristen die wohl „anständigen“ Manieren der biersaufenden, grölenden ‚Bobbys‘ bekannt sein dürften.

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