In-Edit 2012

Sound im Fokus der Bilder


"The Sacred Triangle": Bowie, Pop, Reed; Foto: In-Edit

"The Sacred Triangle": Bowie, Pop, Reed; Foto: In-Edit

Musik und Film lösen beim Konsumenten zuweilen unterschiedliche Verhaltensweisen beim Bekennen zu einem bestimmten Stil oder Genre aus, denn während es durchaus legitim und gebräuchlich ist, sich als Raver, Indie-Girl oder vegan lebender Death-Metaler zu outen, erntet man bei Aussagen wie „Ich schaue ausschließlich Arthouse-Filme“ meist ziemlich gewöhnungsbedürftige Blicke. Spannend wird das ganze also, wenn sich Musik und Film crossmedial zusammenfügen und dabei Werke zutage bringen, die von Rockumentaries wie „It might get loud“ über Popumentaries wie „Justin Bieber 3D: Never say never“ bis hin zu Rock-Mockumentaries wie „This is Spinal Tap“ reichen.

Erfreulich ist es da, dass es Festivals wie das In-Edit gibt, das sich der gelungenen Fusion von Musik und Film angenommen hat und daher vom 30. Oktober bis 04. November fünfzehn internationale, neun nationale und sechs Kurzfilm-Produktionen präsentieren wird. Zu diesem Zweck hat das Festival gleich mehrere Locations innerhalb der Hauptstadt okkupiert: Nach der Eröffnung im Festsaal Kreuzberg und Vorführungen in der Kino Passage, dem Moviemento und dem Babylon Mitte wird In-Edit sein Programm mit der Vergabe des  Deutschen Musikdokumentarfilmpreises, des Deutschen Musikvideo-Awards, dem In-Edit-Publikumspreises und einer hoffentlich fulminanten Afterparty im Kater Holzig beschließen. Der Blick aufs Programm wird vermutlich aber nicht  nur explizite Musikfilm-Liebhaber begeistern, denn im internationalen Sektor des Festivals warten eine Nachwehe von Freddy Mercurys 20. Todestag („Days of our Lives: Queen„), „Tahilina Sky: The Story of Kings of Leon“ und außerdem enthüllt „The Libertines: There Are No Innocent Bystanders„, was Pete Doherty eigentlich gemacht hat, bevor er sich mit Kate Moss oder Amy Winehouse durch die Boulevardpresse gesnifft und gefixt hat.

Wer gleich drei Ikonen auf einmal bewundern möchte, sollte sich unbedingt „The Sacred Triangle“ mit Lou Reed, Iggy Pop und David Bowie anschauen. Für letzteren wird der Beitrag eine filmische Rückkehr nach Berlin, hat Herr Bowie doch während der 70er Jahre zeitweise in der Schöneberger Hauptstraße 155 gewohnt, wo sich heute übrigens eine Praxis für Krankengymnastik befindet. Auch die nationalen Beiträge können sich sehen lassen, hierzu zählt zum Beispiel ein facettenreicher Vergleich der deutschen Musikhochburgen Hamburg und Berlin („Wir werden immer weitergehen„) und Clubgänger können mit „Watergate X“ erfahren, warum sich an der Oberbaumbrücke immer diese kilometerlange Schlange vorm Eingang des Techno-Tempels bildet. Der Film wird in Rahmen des Festivals seine Premiere feiern. Außerdem wird „ReIssue“ einen 60-minütigen Einblick in die Berliner Mod-Kultur geben und wer das Wort „Mod“ gerade zum ersten Mal gehört hat, sollte zur Vorbereitung schleunigst „Quadrophenia“ gucken. Das alles klingt doch, möchte man Lou Reed etwas abgewandelt zitieren, nach einer ziemlich perfekten Woche.

Alina Impe

2. In-Edit, u.a. Kino Moviemento, Kater Holzig, Programm unter www.in-edit.de