Flüssige Knappheit


Kacey Mottet Klein und Lea Seydoux in Ursula Meiers Sister

Kacey Mottet Klein und Lea Seydoux in Ursula Meiers "Winterdieb", Foto: Arsenal Filmverleih

Es ist doch so: Wer sein Herz den Filmfestivals verschrieben hat, öffnet seinen Blick für Filme, die häufig noch unbekannt sind. Man erlebt die ersten Schritte von jungen Filmschaffenden mit, die (noch) keinen Zugang zur breiten Öffentlichkeit gefunden haben, eines Tages vielleicht aber als neueste Entdeckungen bei der Berlinale oder in Cannes gefeiert werden.  Und weil der Filmfestivalautor deshalb meistens von morgens bis abends im Kino sitzt, Premieren beiwohnt und des Öfteren mit Nischenfilmen und Nischenpublikum auf Tuchfühlung geht, quält ihn nachts im Bett dann doch die eine wichtige Frage: „Mist, was läuft eigentlich gerade in den regulären Programmkinos?“

Aber zum Glück gibt es für diesen Gewissenskonflikt Internetseiten, die Abhilfe schaffen können. Hierzu zählt das Onlineportal vom Südkurier, das sogar über eine eigene Filmkritiken-Sparte verfügt und seine Leser fortlaufend mit Rezensionen zu neu angelaufenen Kinofilmen versorgt – sofern man sich auf den verschlungenen Wegen der Seitennavigation irgendwann dorthin gewuselt hat, denn ganz so einfach finden sich die Filmkritiken zu aktuellen Filmstarts auf suedkurier.de dann doch nicht. Einmal dort angekommen, punktet das Magazin aber mit einer ausgewogenen Bandbreite an Beiträgen zu kleineren Produktionen, Dokumentationen und Blockbustern, auch wenn der obige Hollywood-Banner erst einmal gegenteiliges verspricht. Das zeigen beispielsweise die derzeit gelisteten Kritiken zu dem Schweizer Jugenddrama „Winterdieb“ (Filmszene), eine Dokumentation über Behinderte mit dem Titel „Alles wird gut“ und auch bis zur Ohnmacht kreischende Robert Pattinson-Fans kommen mit einer Review zu „Twilight – Breaking Dawn 2“ voll auf ihre Kosten. Die Rezensionen selbst überzeugen durch interessante Hintergrund-Informationen und flüssige Knappheit, scheinbar wissentlich auf kryptisch-verschachtelten Feuilleton-Jargon verzichtend, denn ein ästhetisch anmutender Text macht noch lange keine gute Kritik.

Kameraführung, Storyline und Schauspiel werden hier als qualitätsangebende Parameter häufig ins Feld geführt und kompetent beurteilt, was letztlich zwar nie einen Hauch Subjektivität entbehrt, für den interessierten Kinogänger aber in jedem Fall eine gute Orientierung darstellt. Eigentlich als Regionalmagazin konzipiert, deckt der Südkurier aber bundesweit anlaufende Kinofilme ab und ist deshalb nicht nur für cinephile Konstanzer, Ravenburger und Bad Säckingener relevant, sondern liefert auch für Berliner am anderen Ende der Republik den benötigten Input für ein spannendes und ausgewogenes Kinoprogramm.

Alina Impe

Weiterlesen:

Interview mit Kunst + Film Macher Oliver Heilwagen