Retrospektive: Andrej Tarkowskij im Arsenal
Kultische Verehrung
„Häufig wurde ich gefragt, was denn nun eigentlich die ´Zone´ im ´Stalker´ symbolisiere. Eine Frage, mit der man dann auch gleich noch die unsinnigsten Vermutungen verknüpfte. Derlei Fragen und Spekulationen bringen mich jedes Mal in Verzweiflung und Raserei. In keinem meiner Filme wird irgendetwas symbolisiert. Und auch die ´Zone´ tut das nicht. Die ´Zone´ ist einfach die ´Zone´.“ Nein leicht gemacht hat er es wohl niemandem. Andrej Tarkowskij wurde am 4. April 1932 in Sawraschje, Russland als Sohn des Lyrikers Arseni Tarkowski geboren. Der Eigensinn dieses Regisseurs machte es sowohl einem Publikum, das vom Kino in erster Linie leicht zugängliche Bild- und Kompositionsstrukturen erwartete, genauso schwer wie Verfechtern eines experimentellen Kinos, die er mit einer vormodernen Ästhetik herausforderte.
Seit über 20 Jahren steht eine Filmreihe über Tarkowskij im Kino Arsenal in Tradition. So werden zwischen dem 16-Juli bis 18.August die sieben Kinofilme und die mittellange Diplomarbeit des russischen Regisseurs gezeigt. Rezipiert wird seine Filmdramaturgie als innovativ, dabei war sie in erster Linie paradox. So wendete er sich gegen jedwede Auseinandersetzung rational-analytischer Natur mit dem filmischen Kunstwerk, gleichzeitig aber auch gegen die traditionelle kunstgeschichtliche Symboldeutung. Es werden Gedichte seines Vaters rezitiert. Ein Großteil der Filmmusik entstand auf dem ersten sowjetischen Synthesizer ANS (steht für den Komponisten Alexander Nikolajewitsch Skrjabin). Jedoch legte er großen Wert darauf, geistliche, klassische Musik neu zu beleben. So finden sich in den Scores häufig Zitate von Johann Sebastian Bach.
Tarkowskij forderte ein kontemplatives Einlassen auf seine Bilderwelten. „Unabdingbare Voraussetzung für die Rezeption eines Kunstwerks ist die Bereitschaft und die Möglichkeit, einem Künstler zu vertrauen, ihm zu glauben. Aber manchmal ist es schwierig, jenen Grad an Unverständnis zu überwinden, der uns von einem rein gefühlsmäßig zu erfassenden poetischen Bild trennt. Ebenso wie beim wahren Glauben an Gott setzt auch dieser Glaube eine besondere seelische Haltung, ein spezielles, rein seelisches Potential voraus.“ Es ist nicht nur manchmal schwierig einem Künstler zu vertrauen, denn wenn dieses Vertrauen als unabdingbare Voraussetzung ansieht, bekommt man auch ein wenig Angst. Das Aufgeben jeder Form von kritischer Distanz ist dreist und anmaßend. Gleichzeitig hat dieses Verlangen etwas kindliches und anrührendes, aber das wäre für Tarkowskij wahrscheinlich schon zu viel Interpretation.