Greta Gerwig im Interview zu „Frances Ha“

Mumblecore existiert nicht mehr


Greta Gerwig wurde mit dem Mumblecore groß, glaubt aber, dass er heute nicht mehr existiert. © Copyright Pine District, LLC./ MFA+ FilmDistribuion e.K.

Greta Gerwig wurde mit dem Mumblecore groß, glaubt aber, dass er heute nicht mehr existiert. © Copyright Pine District, LLC./ MFA+ FilmDistribuion e.K.

In „Frances Ha“ wirkt New York manchmal geradezu beschaulich. In einer Szene will Frances nur kurz zum Bankautomaten um die Ecke. Letztendlich ist sie aber ewig unterwegs…
Beides ist authentisch. Man geht kurz um die Ecke um Geld zu holen, aber dann ist der Automat kaputt und man muss weiter und weiter. Das zieht sich. Mich stört das an Filmen, wenn die Distanzsprünge keinen Sinn ergeben. Wie kann sie hier ihren Hund ausführen, wenn sie ganz woanders lebt? Das würde sie nie tun. Bei uns kommt das auch vor, ich steige mal in einer falschen U-Bahn-Station ein, weil wir einen überirdischen Eingang wollten, aber meistens halten wir uns an die Realität. Manchmal sind wir auch vom überfüllten Manhattan nach Brooklyn gewechselt, um die Einstellungen besser Drehen zu können. Es sollte so aussehen, wie es ist. Ich wohne hier! Ich will, dass es so aussieht, wie ich es kenne.

Wie sind Sie damals zu „Greenberg“ gekommen?
Ich habe ganz normal vorgesprochen. Mich fragen immer wieder Leute, ob ich einfach am Set auftauche und dort drauflos quatsche. Aber das ist nicht so. Ich kann schauspielern. Die haben überprüft, ob ich auf Kommando Weinen oder Lachen kann… Und ja, ich kann das. Ich sprach sicher fünfmal vor, weil sie sicher sein wollten, dass sie sich keine Verrückte einfangen.

Sie gelten als Mumblecore-Ikone. Wohin geht die Reise der Bewegung?
Ich glaube damit ist es ziemlich vorbei. Im Moment, in dem etwas einen Namen bekommt, ist es vorbei. Es steht für die Energie und die Kreativität, aber viele der damals Beteiligten haben die nächsten Schritte gemacht und arbeiten nun an anderen Sachen. Mumblecore tauchte auf, weil die Technik, mit der Filme gemacht werden, billiger wurde. Es entstanden ehrliche Filme über junge Menschen. Die Filme haben jeden voran gebracht und ich bin sehr stolz darauf, Teil davon gewesen zu sein. Für mich war es das Beste, was mir passieren konnte, als ich 21 war. Alles fühlte sich frei an, war auch frei und ein großes Experiment. Als junger Mensch ist es wichtig sich auszuprobieren und seinen Platz zu finden. Ich bin sehr dankbar für die Zeit. Aber ich glaube nicht, dass der Mumblecore noch existiert.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Weiterlesen:
Kritik zu „Frances Ha“ von Noah Baumbach.

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