Greta Gerwig im Interview zu „Frances Ha“

Mumblecore existiert nicht mehr


In "Frances Ha" schreibt sich Gerwig als Drehbuchautorin mit Sophie (Mickey Sumner) eine beste Freundin auf den Leib. © Copyright Pine District, LLC./ MFA+ FilmDistribuion e.K.

In "Frances Ha" schreibt sich Gerwig als Drehbuchautorin mit Sophie (Mickey Sumner) eine beste Freundin auf den Leib. © Copyright Pine District, LLC./ MFA+ FilmDistribuion e.K.

Im Film wirkt die Freundschaft mit Sophie (Mickey Sumner) sehr authentisch. Haben Sie sich eine Freundin auf den Leib geschrieben?
Sie ist eine tolle Schauspielerin und war schon beim Vorsprechen großartig. Sie verstand diese Rolle, obwohl sie überhaupt nicht Sophie ist. Sie ist blond, britisch und sehr sexy und stylish. Nach einer Vorführung kamen Leute zu mir und haben über den Film und über das Mädchen, das sie gespielt hat, geschwärmt. Sie stand neben mir, wurde aber nicht erkannt, weil sie so anders aussieht. Und tatsächlich sind wir sehr enge Freundinnen geworden.

Sie spielen in Big Budget Produktionen und auch als „Queen of Brooklyn“ in kleinen Indies. Passt das zusammen?
Bei hundert und mehr Leuten bin ich ein winziges Rad im System auf diesen wirklich riesigen Sets und gebe die Kontrolle ab. Es ist teil meiner Ausbildung in verschiedenen Kontexten zu funktionieren.

Sie erwähnten, dass Sie Kontrolle aufgeben während des Drehs. Sind Sie ein Kontrollfreak?
Definitiv. Bei mir ist das eine Kombination: Einerseits will ich als Schauspielerin gefangen sein, in den Ideen von anderen Menschen. Aber ich bin oft ängstlich und unsicher, wenn ich Dinge anders machen würde. Deshalb liebe ich es, mit tollen Schauspielern und Regisseuren zusammen zu arbeiten. Gerade die Arbeit mit Woody Allen zu „To Rome With Love“ war aufregend. Ich wollte er sein. Klar, mochte ich es für ihn zu spielen, aber in Wirklichkeit wollte ich mehr: Ich will genau das machen, was er und wie er es macht.

Wie passt diese Kontrolle zu dem Chaos an einem Set?
Ich bin sehr nah am Drehbuch, was ich von allen Schauspielern erwarte. Für „Frances Ha“ drehten wir so unglaublich viele Einstellungen. Sicher 40 im Schnitt pro Aufnahme. Alles was wir taten, dauerte acht Stunden. Das klingt sehr wenig frei und restriktiv, aber es würde nicht funktionieren, wenn es nicht so akkurat umgesetzt wäre. Für mich waren die Dreharbeiten wie eine Achterbahnfahrt, auf der ich die Leute beobachtete, die mein Buch spielten. Man durchlebt viele Phasen, ist euphorisch, gelangweilt und wird wütend. Es ist keine wahre Freude alles wieder und wieder zu tun. Ich mag es so zu arbeiten, muss mich aber auch darauf vorbereiten. Nicht jeder mag das und du hast auch nicht immer 40 Takes.

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