Interview mit Regisseur Danny Boyle zu „Trance“

Das strangulierte Kino


In "Trance" besetzte Boyle erstmals eine Hauptrolle in einem seiner Filme mit einer Frau: Rosario Dawson. © 2013 Twentieth Century Fox

In "Trance" besetzte Boyle erstmals eine Hauptrolle in einem seiner Filme mit einer Frau: Rosario Dawson. © 2013 Twentieth Century Fox

War das während der Dreharbeiten nicht verwirrend für ihn?
Das war es. Wir hätten das clever anstellen und den Film chronologisch nacheinander drehen können. Aber das war zu kompliziert. Also haben wir mit einer Timeline gearbeitet, und wir haben für uns eine DVD des Films in der korrekten Reihenfolge geschnitten. Auf diese Weise erschien der Plot geradezu simpel.

Der Film verdankt seinen Clou also seinem Schnitt?
Ja, wie jeder Film, wenn man es genau nimmt. Regisseure und Drehbuchautoren oder Schauspieler stehen immer im Blickpunkt, aber die Essenz jedes Films ist immer diese stille Person – und es ist immer eine stille Person – die in diesem kleinen Zimmer sitzt und Filme mit einem Knopfdruck verändern kann. Ich war ein großer Fan von dem britischen Regisseur Nicolas Roeg, der in den 70er und 80er Jahren eine Reihe herausragender Filme machte. Sein Schnitt hat mich sehr beeinflusst, weil seine Vorstellung von Zeit sehr fließend ist.

Im Mittelpunkt von „Trance“ steht neben den Darstellern die Kunst. Warum haben Sie den spanischen Maler Goya gewählt?
Sein „Flug der Hexen“ war eine tolle Inspiration für den Film. Und Goya steht für einen Epochenwechsel, es gibt eine Zeit vor Goya und die ab Goya. Er ist der erste Künstler, der sich mit dem menschlichen Geist beschäftigte. Auch bei Hieronymus Bosch ging es um Vorstellungskraft, aber Goya geht psychologisch heran. Das ist Modern Art, darum geht es im ausgehenden 19. Jahrhundert, dem 20. und unserem Jahrhundert. Es geht nicht unbedingt um das Verstehen. Außerdem war es Goya, der mit „Die nackte Maja“ die Frau so malte, wie sie ist.

In „Trance“ spielt mit Rosario Dawson zum ersten Mal eine Frau eine tragende Rolle in Ihren Filmen. Wie kam es dazu?
Es gibt einfach sehr wenige Storys, in denen Frauen zum Motor der Geschichte werden. Das ist sicher sehr frustrierend für Schauspielerinnen. Frauen haben das gleiche Talent wie Männer, aber es gibt sicher zwei Dutzend Männer, die große Rollen spielen, während für Frauen häufig nur die Rolle als Dekoration bleibt. Sie sind Freundinnen, Affären und so weiter. Ich selbst habe neun, zehn Filme gemacht, in denen Männer im Zentrum standen. „Trance“ war meine Gelegenheit das zu ändern.

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