UFA Filmnächte 2013 auf dem Schinkelplatz


Produktionsbedingungen sagen wenig über ein filmisches Werk aus. Noch weniger über seine kulturhistorische Bedeutung. So oft sich die heutige Filmbrache also über schwierige Arbeitsbedingungen echauffiert, so häufig vergisst sie, dass Kunst schon immer im Schatten der Selbstzufriedenheit entstanden ist. „Menschen am Sonntag“ von Robert Siodmak ist dafür ein eindrückliches Beispiel.

Ein paar Produktionsnotizen: Gedreht wurde im Jahr 1929, die Arbeiten am Film wurden mehrfach unterbrochen, weil es nahezu immer an Geld mangelte. Eugen Schüfftan, Kameramann des Films, nutzte überlagerte Film, die von der produzierenden UFA längst abgeschrieben waren. Das Ensemble bestand aus Laiendarstellern, was die Drehs nicht einfacher machte. Der Regisseur, Robert Siodmak, selbst ist ein Neuling, der bislang an Sets nur volontiert hat. Die Autoren, sein Bruder Curt und Billy Wilder, sind fachfremd. Billy Wilder ist zu der Zeit noch als Reporter tätig. Co-Regisseur Edgar Ulmer und auch der Kameraassistent Fred Zinnemann geben früh die Arbeit am Film auf. Dazu kommt der ständige Streit zwischen Hauptdarstellerin Brigitte Borchert und den beiden Autoren des Films. Dass „Menschen am Sonntag“ trotz widriger Umstände fertiggestellt wurde, ist nicht zuletzt dem Ehrgeiz des Regisseurs geschuldet, der später mit Thrillern und Film noirs in Hollywood Karriere machte. Siodmaks Stummfilmklassiker wurde nicht nur ein finanzieller Erfolg, er ist bis heute einer der bemerkenswertesten Filme, die das Leben in Großstädten reflektieren.

Gerade auf der großen Leinwand entfaltet sich Siodmaks Großstadtporträt in einmaliger Form, weshalb es für die Organisatoren der „Ufa Filmnächte“ durchaus eine leichte Entscheidung gewesen sein muss, „Menschen am Sonntag“ für die diesjährige Ausgabe auszuwählen. Neben diesem Stummfilmklassiker werden auf dem Schinkelplatz zwei weitere Vertreter der Stummfilmära gezeigt: Fritz Langs „Die Nibelungen – 1. Teil“ – begleitet vom Filmorchester Babelsberg – und „Geheimnisse des Orients“ von Alexander Wolkoff. Alle Filme werden von Live-Musik begleitet und von den Paten Joachim Krol, Tom Tykwer und Anna Thalbach eingeführt.

MD

UFA Filmnächte 15. bis 17. August, Schunkelplatz, Programm unter www.ufa-filmnaechte.de