Kim Ki-duk Retrospektive im Kino Arsenal

Der Herr der stummen Schmerzen


"Pieta": Die Wende im Leben eines Wucherers und Geldeintreibers, Foto: MFA+ Filmdistribution

"Pieta": Die Wende im Leben eines Wucherers und Geldeintreibers, Foto: MFA+ Filmdistribution

Menschen, die nicht viel reden, die eingeschlossen unter einer Glasglocke ihr hauchzartes, kaum hörbares Klagelied singen – das sind die Figuren in den Filmen von Kim Ki-duk. Den ganzen September hindurch widmet das Kino Arsenal dem koreanischen Regisseur eine eigene Retrospektive und zeigt 17 seiner insgesamt 19 Spielfilme. Kim Ki-duk versteht seine Geschichten über die innerlich und äußerlich wunden Menschen, die ihr Dasein meist auf den untersten Stufen der gesellschaftlichen Treppe fristen, jedoch nicht nur als einen intimen Zoom auf beklagenswerte und dennoch still ausharrende Einzelschicksale. Das Leben dieser Charaktere ist die individualisierte Komprimierung einer abseitsstehenden Schicht, einer koreanischen Gesellschaft und manchmal einer ganzen Welt, in der Duldsamkeit die beste Überlebensstrategie scheint.

Den Auftakt erlebt die Retrospektive mit Kim Ki-duks Klassiker „Frühling, Sommer, Herbst, Winter … und Frühling„, der das Kommen und Gehen der Jahreszeiten mit der Chronik eines einzelnen Menschenlebens in einem einsamen Tempel kongruent verschmilzt.  „Arirang – Bekenntnisse eines Filmemachers“ wird hingegen als partial-autobiografisches Werk einen Zugang legen, um diesen Regisseur zu verstehen, der nach persönlichen und schöpferischen Krisen nur noch den Weg der Selbst-Abstrahierung gehen konnte, um irgendwann weiterzumachen.

Das Zentrum der Retrospektive bleiben dennoch jene vom Schmerz ausgeblichenen Existenzen, die sich verzweifelt und buchstäblich von ihren alten Gesichtern lösen („Sigan„), in die Häuser und Träume anderer einbrechen („Bin-Jip„) oder ihr Streben nach Liebe in einem Gefängnis verwirklichen wollen („Sum„), wo der Tod als heimlicher Protagonist jeder Hoffnung entbehrt.

Unsere Filmkritik zu Kim Ki-duks „Pieta„.

Alina Impe

Kim Ki-duk Retrospektive 1. bis 29. September Kino Arsenal