David Bowie Musikvideos bei interfilm

Ziggy, Major Tom und der Thin White Duke


David Bowie - Popikone und Chamäleon. Foto: interfilm

David Bowie - Popikone und Chamäleon. Foto: interfilm

„Keep your ’lectric eye on me, babe“ sang der Mann mit den ungleichen Pupillen schon 1971, als „Moonage Daydream“ die Charts eroberte. David Bowie, mehr Medienkreatur als Mensch, transformierte sich im Laufe seiner Karriere vom Hippie zum Astronauten, vom Außerirdischen zum Heroinjunkie und vom Koboldkönig schließlich zu einer Ikone, die am Ende nur noch sie selbst sein wollte und durfte. Ein langer Weg, der nicht von oberflächlichen Imagewechseln bestimmt war, sondern von tiefgreifender, schonungsloser Metamorphose und Selbsttranszendenz.

Nach etwa 45 Jahren geschriebener Popgeschichte ruhen die Augen immer noch auf David Bowie, der Anfang des Jahres durch sein Überraschungsalbum „The Next Day“ nach einer ganzen Dekade plötzlich wieder wie Phönix aus der Asche am Musikhimmel emporstieg. Wie viel Bewegtbildmaterial zu dem Popchamäleon binnen der letzten Jahrzehnte entstanden ist, lässt sich am 14. November im Grünen Salon der Volksbühne nachvollziehen. Im Rahmen von interfilm widmet sich die Bowie-Retrospektive seinem Musikvideo-Œuvre, das neben seiner sich fortwährend umstülpenden Persona auch ästhetischen Schwankungen unterworfen war: Die BBC-Studioaufnahme zu „Oh! You Pretty Things“ zum Beispiel – wunderschön. Der Auftritt bei Top of the Pops mit „Starman“ – zum Dahinschmelzen. Die Smaragdaugen im überbelichteten Video zu „Life on Mars?“ – hypnotisch und unvergessen. Weniger meisterhaft und fast schon ein bisschen peinlich dagegen spätere Musikvideos zu „China Girl“ (fetischisierter Imperialismus), „Boys Keep Swinging“ (Transen-Bowie) oder auch „Let’s Dance“ (ein Weißbrot in Australien). Ob das an den etwas holperigen Anfängen der MTV-Kinderstube lag und ganz allgemein dem 80er-Jahre-Bad-Taste geschuldet war, muss jeder selbst entscheiden.

Da es neben den vielen Musikvideos diesseits und jenseits des guten Geschmacks auch noch bisher unveröffentlichtes Material zu sehen geben wird, lohnt sich die Investition in ein Ticket für gerade mal 7 Euro auf jeden Fall. Und wer am 14. November etwas Besseres zu tun hat, als sich der Bilderflut eines androgynen Meisters der Selbstinszenierung hinzugeben (was kann das schon sein?), hat am 16. und 17.11. nochmals im Babylon und Passage Kino die Gelegenheit zur Begutachtung.

Alina Impe

David Bowie Musikvideos 1972-2013, 14.11., 19 Uhr, Grüner Salon; 16.11., 23 Uhr, Babylon Mitte; 17.11., 21 Uhr, Passage Kino