Frank Behnke Retrospektive im Regenbogenkino

Das Ohr von "Blue Velvet"


Das Regenbogenkino widmet Frank Behnke eine Retrospektive.

Das Regenbogenkino widmet Frank Behnke eine Retrospektive.

Man möchte es ihm nicht wünschen, trotzdem wäre es wohl ein großer Spaß, dabei zu sein, wenn sich Frank Behnke eines Tages beim Jobcenter seiner Arbeitsvermittlerin vorstellen müsste. „Und, was haben Sie so beruflich gemacht?“ „Ursprünglich: Altenpfleger. Zuletzt war ich Dozent an Filmhochschulen. Außerdem bin ich Manager.“ Ein freundliches Lächeln huscht über ihr Gesicht: „Ach, dann sind wir ja Kollegen! Aber wenn Sie Manager sind, warum sind Sie dann hier?“ „Gute Frage. Ich manage Klaus Beyer. Den deutschen Beatle.“ Ihr Lächeln verschwindet schlagartig. „Also, jetzt mal im Ernst. Sie waren an der Filmhochschule. Was haben Sie denn studiert?“ „Vor allem habe ich Ton gemacht. Bei David Lynchs „Blue Velvet“ war ich Lehrling, später Tonmeister bei „Lola rennt„. „Ach wirklich? Und warum haben Sie damit aufgehört?“ „Naja, eigentlich bin ich Musiker.“ „Also Filmmusiker?“ „Nein, das heißt doch. Auch. Ich war Gitarrist. Bei Camping Sex und Mutter.“ „Es tut mir wirklich leid, Herr Behnke, aber ich habe keine Ahnung, wie ich Sie hier eingliedern soll…“

Es ist also Aufmerksamkeit geboten, wenn das Regenbogenkino in der Lausitzer Straße sich nun für einen Abend auf eine Profession des Uneingliederbaren fokussiert. Der Filmemacher Frank Behnke stellt am Samstag, den 23.11. ein Programm vor, das er Retrospektive nennt, freilich ohne damit vollständige Werkschau andeuten zu wollen. Vielmehr zeigt er Filme aus den Jahren 1985 bis 1993, beginnend mit jenem Jahr, das der DffB-Student Behnke quasi als Auslandssemester in den USA verbrachte, wo er als Assistent von Alan Splet an den kompletten Dreharbeiten, samt Schnitt und Tonschnitt von „Blue Velvet“ mitarbeitete – eine Zeit, die Behnke später als seine „wahre Filmschule“ bezeichnete. In den USA entstanden die ersten der zehn Super-8-Filme voller „Leichtigkeit und Unbeschwernis“, die am Samstag die zweite Retrospektivenhälfte ausmachen werden. Um 19 Uhr beginnt das Programm jedoch mit „Das Wasser des Nils wird zu Blut werden„, einem komprimierten, düsteren Thriller, irgendwo zwischen „Berlin Alexanderplatz„, „Engel aus Eisen“ und „Plätze in Städten„, in dem ein Kleinkrimineller namens Oliver Maden frisch aus dem Knast entlassen eine „wirkliche Tat“, einen Mord plant, seine verschwundene Freundin sucht und einer religiösen Fanatikerin über den Weg läuft, während er zugleich seine Karriere als Schriftsteller verfolgt. Das Besondere: Die Handlung spielt sich nur im Off ab, geht über die Ohren, wieder einmal, während die Kamera die blanken Tatorte einfängt.

Drei Jahre lang arbeitete Behnke an dem Film, gemeinsam mit Reinhold Vorschneider, der später zum prägenden Kameramann der Berliner Schule werden sollte, Mutter-Schlagzeuger und Filmproduzent Florian Körner von Gustorf als Lichtmeister und Frank Glaubrecht, den man als deutsche Stimme von Al Pacino kennt. 1989 lief dann „Das Wasser des Nils wird zu Blut werden„, weltweit auf Festivals. In Antonia Ganzs „Wir waren niemals hier„, dem Dokumentarfilm über Mutter, die gewaltigste aller Berliner Bands, erzählt Behnke, er sei 1986 nach Berlin zurückgekehrt, mit dem Wissen, was er wirklich „filmisch will“. Entsprechend dürfte sein Programm im Regenbogenkino als das frischeste Konzentrat jenes Willens gelten. Wieder einmal wird es also spannend im so wunderbar besofaten Saal an der Lausitzer Straße 22…

Ralf Krämer

Retrospektive Frank Behnke, am 23.November ab 19 Uhr im Regenbogenkino.
www.regenbogenkino.de

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