Interview mit Regisseur Axel Ranisch zu „Ich fühl mich Disco“ – Teil 2

Mit Kino schmückt man sich


Filme wie Ranischs "Ich fühl mich Disco" mit Frithjof Gawenda (links) und Heiko Pinkowski brauchen Zeit, ehe sie an der Kinokasse Erfolg haben können. (c) Edition Salzgeber

Filme wie Ranischs "Ich fühl mich Disco" mit Frithjof Gawenda (links) und Heiko Pinkowski brauchen Zeit, ehe sie an der Kinokasse Erfolg haben können. (c) Edition Salzgeber

Wenn Filme wie „Dicke Mädchen“ entstehen und Erfolg haben, ist das auch eine Provokation für das Filmbusiness, wie es derzeit funktioniert. Wie verändern Filme wie deine oder die der Lass-Brüder die Filmlandschaft?
Für mich, dass ich Drehen darf, wie ich will. Das ist Axel Ranisch. Wir haben es mit „Ich fühl mich Disco“ geschafft ohne geschriebene Dialoge zu drehen, mit acht Seiten Szenenentwurf. Es sieht aus, als würde auch der nächste Filme so klappen. „Alki, Alki„, eine Tragikomödie um Alkoholismus im Alkoholiker-Milieu. Das wird wieder ein „Kleines Fernsehspiel“, also Fernsehen. Es gibt Redakteure, die offen sind. Wir haben eine gute Grundlage. Davon darf man drei machen und das will ich erstmal ausnutzen. Wenn es eine kleine Kinoauswertung gibt, ist das schön. Mit Kino schmückt man sich, aber finanziell ist das Quatsch.

Die amerikanischen Serien setzen Maßstäbe, gerade was das Erzählerische angeht. Reizt dich so ein Serienprojekt auch?
Klar, Serien sind ein super Format, weil den Figuren viel Platz gegeben wird und sie eine lange Erzählzeit bekommen. „Ich fühl mich Disco“ wäre eine tolle Mini-Serie gewesen. Vielleicht sechsmal eine halbe Stunde. Jedes mal mit einem guten Cliffhanger. Ich habe auch eine Mini-Serie im Kopf. Mein Arbeitstitel ist „Eheberater„. Es soll um eine zerrüttete Ehe eines älteren Paares gehen und nur im Büro des Eheberaters spielen. Nach anfänglichen Widerständen verlieben sich beide in den jungen Eheberater, der gerade aus der Uni kommt.

Könnte das Fernsehen in seiner Entwicklung vom Internet überholt werden?
Wie scheuen uns alle von einer unbegrenzten Auswertung im Internet, weil alle hoffen, noch ein bisschen der reingesteckten Kohle wieder heraus zu bekommen. Wir hoffen auf Arte oder 3sat, die unseren Film für 10.000 Euro kaufen wollen. Aber selbst das ist momentan nicht möglich. Eine Jury, die einen Film mit allen vorhandenen Preisen überschüttet, setzt damit ein Zeichen, indem sie damit sagen: Wir wollen, dass dieser Film gesehen wird. „Love Steaks“ ist sicher ein Film, der es schwerer haben wird. „Ich fühl mich Disco“ hat einen Verleih und wird bei Arte und im ZDF zu sehen sein. Ein Preis wäre schön gewesen, aber für die Verbreitung des Films ist er nicht nötig. Wenn „Love Steaks“ ein geiler Film ist, finde ich das gut. Beweist ein Film via Festivals, dass er hervorragend ist und auch beim Publikum ankommt, müsste es eigentlich andere Möglichkeiten der Förderung geben. Für „Dicke Mädchen“ hätten wir keine Verleihförderung für Marketing und Werbung bekommen. Der Förderer möchte gerne, dass Geld zurückkommt, daher geben sie eher Verleihförderung an einen Film, dessen Produktion sie selbst gefördert haben. Im Internet, zum Beispiel bei kino.to, komme ich zum Beispiel mit „Dicke Mädchen“ nicht gut an, wenn man sich deren Kritiken ansieht. Das ist ein anders erzogenes Publikum mit anderen Sehgewohnheiten. Bei Frauen über 40 hat er hervorragend funktioniert. Ich weiß nicht, ob „Dicke Mädchen“ eine Chance hätte, wenn ich ihn alternativ im Internet verwerten würde.

Wie könnte eine andere Kinoauswertung aussehen?
Wir überlegen, wie wir von den herkömmlichen Verwertungswegen wegkommen und was wir machen können. Für einen Film wie „Dicke Mädchen“ ist es ein großes Problem, dass er nach zwei Wochen draußen ist, aber er braucht eben Zeit, bis es sich rumspricht. Wenn du kein Geld für Werbung hast, kann es nur so klappen. „Dicke Mädchen“ hatte 10.000 Zuschauer, was aber auch daran lag, dass wir auf einer Kinotour durch 40 Städte gereist sind und mit auf der Bühne standen. Wir haben Oma eingepackt und sind durch Deutschland gefahren.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Hier Teil 1 „Auf den Wellen des Moments reiten“ des Interviews mit Axel Ranisch.
Ich fühl mich Disco“ läuft seit 31. Oktober 2013 bundesweit im Kino.

1 2 3