KUKI: Interview mit Regisseur Bryn Chainey

Vom Grollen und Knarzen des Waldschrats



Du bist seit deinem zehnten Lebensjahr im wunderbar sonnigen Australien aufgewachsen – was hat dich nach Berlin verschlagen?
Ich wurde 2009 zum Berlinale Talent Campus eingeladen. Kam unter die fünf Finalisten und habe dann das ganze Jahr in Berlin damit verbracht, meinen Film „Jonah and the Vicarious Nature of Homesickness“ umzusetzen. Ganz nebenbei habe ich mich in Berlin eingelebt. Ich finde es toll, dass hier so viele Leute leben, die einfach nirgendwo richtig hinpassen. Ein Freund von mir hat es mal so gesagt: „If you can make it in New York, you can make it anywere – if you can’t make it anywhere, Berlin will have you.“ Das ist manchmal wahr, aber manchmal auch ein bisschen Klischee. Und klar, ab und zu vermisse ich Australien. Aber nicht des Wetters wegen. Ich bin ja geborener Londoner und Regen ist meine Sonne.

Weiterlesen: Einblicke in das KUKI-Filmfestival 2013

Welche Filmemacher inspirieren dich?
Oh, da gibt es eine Menge. Zur Zeit aber vor allem der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook („Oldboy„, „Thirst„). Seine Filme haben meine Perspektive auf Fantasy in den letzten Jahren verändert. Anders als bei Tim Burton und Michel Gondry, die ich sehr bewundere, leben die Figuren bei Park Chan-wook in der Realität. Im Verlauf geschehen dramatische und fantastische Veränderungen, aber am Ende ist es immer noch die echte Welt. Auslöser ist meist eine große Tragödie oder eine besondere Hürde, welche die Figuren überwinden müssen. Dabei geht es oft um Rache und wie weit die Menschen dafür gehen. Seine Filme haben mir deutlich gemacht, dass Fantasy auch im Alltag existiert, dass man für solche Geschichten keine anderen Welten erfinden muss. Mein erster Langfilm, an dem ich gerade arbeite, ist auch in der Realität angesiedelt, aber mit fantastischen Elementen. Das Skript ist bereits fertig und wir können hoffentlich nächstes Jahr drehen. Es wird eine schwarze Komödie mit dem Titel „Wurmkinder„. Es geht um englische Zwillinge, die herausfinden, dass ein Fluch auf ihrer Familie liegt und sie deshalb an ihrem 27. Geburtstag sterben werden. Für das letzte Jahr, das ihnen noch bleibt, ziehen sie nach Berlin. Ich will mit dem Klischee des „live hard, die young“ spielen, dessen Romantik überwinden und umstoßen.

Du hast ja bisher vor allem Musikvideos und Kurzfilme gemacht…
Kurzfilm ist ein sehr spannendes Format, aber Langfilm hat mich schon immer gereizt. Mich interessiert das Geschichten erzählende Kino. Das will ich machen.

Interview: Verena Manhart

Moritz und der Waldschrat, Regie: Bryn Chainey, Darsteller: Kai Oliver Böhne, Ben Litwinschuh, Anna Thalbach, Tim Sander,

Vorstellung auf dem KUKI Festival: im Teenscreen@KUKI ab 12, Montag, den 11.11.2013 um 12 Uhr (in Anwesenheit von Bryn Chainey), Samstag, den 16.11.2013 um 13 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain

1 2 3