Pablo Berger über seinen Film „Blancanieves“

"Ich besitze sehr viel Ausdauer"


Wie steht es um die Kulturlandschaft in Spanien, insbesondere um das Kino?
Spanien hat es sehr hart getroffen und damit auch die dortige Kreativkultur. Es werden jetzt viel weniger Filme produziert. Alle haben Probleme, Arbeit und Aufträge zu finden. Aber wirklich interessant ist: Die Krise ist zu einem Zeitpunkt entstanden, als die Branche auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität war. Es gab in Spanien nie so viele begabte Regisseure, denken Sie an Pedro Almodóvar, Rodrigo Cortés oder Álex de la Iglesia. Spanisches  Kino ist sexy, einzigartig und originell. Viele unserer Filmschaffenden arbeiten heute in der ganzen Welt. In Hollywood.

In Deutschland gibt es ein starkes Filmfördersystem, das gerade für den Arthouse-Bereich wichtig ist.
In Spanien ist das ähnlich, aber es gibt viel weniger Budgets. Heute kämpfen mehr Filmschaffende um weniger Gelder. Das ist ein Problem. Aber ich sehe das positiv. Meine Filme sind alle gegen die herrschenden Konventionen entstanden und es  waren immer Koproduktionen. „Torremolinos 73„, mein erster Film, entstand in Zusammenarbeit mit Dänemark. „Blancanieves“ ist eine Koproduktion mit Frankreich und einem Investor aus Belgien. Koproduktionen sind eine Form des Überlebens. Darin sehe ich aber auch die Zukunft. Filme müssen nicht immer eine Nationalität besitzen. Das Positive an der Globalisierung ist ja, dass wir näher zusammengerückt sind. Warum also nicht gemeinsam arbeiten und gegen diese gigantische Industrie namens Hollywood kämpfen und gutes europäisches Kino machen?

Weiterlesen: Unsere Filmkritik zu „Blancanieves“

Sie würden „Blancanieves“ also nicht als spanischen Film bezeichnen?
Er ist beides – europäisch und spanisch. Das Schöne an der Europäischen Union ist die ihr innewohnende Idee eines europäischen Kinos. Wir benutzen alle das gleiche Geld, es gibt weniger Steuerhindernisse, was wesentliche Schlüssel für eine gemeinsame Industrie sind.

Wie lange werden Sie an ihrem nächsten Film arbeiten?
Das kann ich nicht sagen. Wenn er genau so gut wird wie „Blancanieves„, ist mir die Zeit egal. Ich muss nicht jedes Jahr einen Film machen. Drei, vier Jahre – das wäre ein guter Schnitt.

Das klingt nach einem Regisseur, der keine Krise kennt …
Meiner Idee müssen die Produzenten vertrauen. In den letzten Jahren hat das immer funktioniert. Alle meine Filme waren erfolgreich und haben den Investoren gutes Geld gebracht. Am Ende ist die Filmbranche ja eine Industrie. Ich will nicht, dass meine Produzenten Geld verlieren. Und ich möchte Publikum. Regisseure brauchen Publikum.

Martin Daßinnies

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