Rückblick auf das Spanische Filmfest 2013

Kleine Träume und große Abenteuer


Foto: Karolin Krämer

Foto: Karolin Krämer

Er will nicht Polizist oder Arzt werden, wenn er groß ist, sondern „Arconada„. Spaniens bester Torhüter der 80er (1980 – 1982) ist das große Idol des kleinen Hauptdarstellers und Titelgeber des Kurzfilms von Asier Urbieta. Doch dass der ambitionierte Junge irgendwie so seine Schwierigkeiten hat, als Torwart in seinem Team zu glänzen, wird schnell klar. Und auch, dass es nicht an fehlendem Talent, sondern an etwas ganz anderem liegt. Martin Leoz, der Hauptdarsteller aus „Arconada„, spielt sich in den elf Minuten ins Herz der Zuschauer. Wunderbar fängt Urbieta seinen starken Willen und seine große Verletzlichkeit in nur einer Aufnahme ein: der kleine Torwart im Regen mit ausgebreiteten Armen und einem Augenaufschlag, der niemanden kalt lässt. Dieses Bild aus dem zehnteiligen Kurzfilmprogramm bleibt haften. Als „Träume“ ist diese erste Kurzfilmauswahl betitelt, die beiden anderen Programme haben die Festivalmacher „Sehnsüchte“ und „Erinnerungen“ genannt. Und sie gleichermaßen den drei Lebensphasen Kindheit, Jugend und Alter zugeordnet. Ein spannendes Konzept für diese neue Sektion des Festivals.

Unter den „Sehnsüchten“ begeisterten zwei Filme die Kurzfilmjury: „La Boda“ von Marina Seresesky und „Koala“ von Daniel Remón wurden als beste Kurzfilme des Festivals ausgezeichnet. Unter den „Träumen“ kam besonders der humorvolle 17-Minüter von Eduardo Moyano gut beim Publikum an. „La primera noche“ erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der am Klein-Levin-Syndrom leidet. „Schlafen, essen, Sex“ bringt Silvestre (Miguel Esteban) selbst seine Krankheit auf den Punkt. Urplötzlich fällt er in Tiefschlaf, wacht er dann auf, hat er Heißhunger und ein unbändiges sexuelles Verlangen. In „La primera noche“ passiert Silvestre dies mitten in einem 24-Stunden-Shop. Zwischen ihm und der Verkäuferin Eva (Alba Garcia) entwickelt sich ein amüsantes Katz-und-Maus-Spiel mit einem überraschenden Ende. Fantastische Schauspieler und das ungewöhnliche Thema machen diesen Kurzfilm zu einem Highlight.

Weiterlesen: Unsere Filmkritik zu Pablo Bergers „Blancanieves“, der das Festival eröffnete.

Waren es bei den Kurzfilmen die konzentrierten Einblicke in das Leben der Protagonisten, so sind es in den Langfilmen die Reisen nach Weitweitweg, die beeindrucken. In „Mapa“ nimmt Regisseur León Siminiani die Zuschauer mit nach Indien. Auslöser für die turbulente Lebensphase, die hier ihren Lauf nimmt, ist der gleichzeitige Verlust von Beziehung und Arbeitsplatz. Siminiani will in Indien Antworten, Aufgaben und irgendwie den ganzen Sinn hinter allem finden. Das Filmtagebuch lässt die Zuschauer alles aus Siminianis Perspektive sehen. Das ist extrem interessant, anfangs vor allem durch seine ungewöhnliche Verbindung von Musik und Architektur sehr erfrischend und bisweilen auch etwas anstrengend.

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