Teil 2: Wir blicken zurück auf das Jahr 2013

2. Teil: Jahresbilanz 2013


IM JAHR DER SCHLANGE von SuT

Ein starker Wille, Ausdauer und Durchsetzungskraft lauten einige der Attribute nach denen 2013, das Jahr, das im chinesischen Horoskop im Zeichen der Schlange stand, verlangte. Eigenschaften, die nicht nur den Berlinern mit ihrem Großflughafenprojekt nachgesagt werden, sondern auch in den letzten zwölf Monaten im Kino Zuschauern wie Regisseuren und Schauspielern gleichermaßen abverlangt wurden. Sitzfleisch, Trotz, ein langer Atem, Biss, Unbeugsamkeit und politischer Ungehorsam standen im kinematographischen Epizentrum. Beharrlich trotzte Jafar Panahi seinem im Iran verhängten Berufsverbot und ließ seinen heimlich produzierten FilmPardé („Closed Curtain„) nach Berlin schmuggeln. Der Film, der bislang nur von Festival zu Festival gereicht wurde, ist ein ergreifendes Lehrstück über einen stillen aber beeindruckend kraftvollen Protest gegen die Fesseln der Diktatur, im Kampf um die Freiheit der Gedanken, der Rede, der eigenen Bilder. Neben Panahi ließ auch Grandmaster Quentin Tarantino die Ketten rasseln und den (von selbigen) befreiten Django und dessen Sidekick Dr. King Schultz im Mississipi-Delta und mit amerikanischer Geschichte aufräumen. Ein grandioser Peitschenhieb auf den amerikanischen Patriotismus.

„Gesprengte Ketten“ hieß es dann auch für Papst Benedikt XIV, dessen pompösen Abgang sicher den ein oder anderen Spielberg noch zum Film inspiriert. Weniger inspirierend, dafür aber ebenso überraschend waren wohl Steven Soderberghs und Hayao Miyazakis Entfesselungen aus dem Filmbusiness. Mit Side Effects und „Kaze Tachinu“ verabschieden sich zwei Große vom Kino.

Geht es allein um den Faktor Ausdauer, bekäme wohl James Franco für sein arbeitsreiches Jahr olympisches Gold. Als Schauspieler, Regisseur, Produzent, bildender Künstler, Drehbuchautor und darüber hinaus u.a. auch verantwortlich für Soundtrack und Artwork wirkte er allein in diesem Jahr in zwölf Produktionen mit, bei einigen Projekten in doppelter oder dreifacher Dienstpflicht von Schauspiel bis Drehbuch usw. Und auch für 2014  hat der Allrounder schon wieder neun Eisen im Feuer. Doch wie sagte Andy Warhol einst: „Du musst brennen, um zu leuchten.“ Diesen Satz sollte allerdings die beinahe ebenso umtriebige Jennifer Lawrence („Silver Linings„/“Catching Fire„) vielleicht weniger verinnerlichen, verkündeten doch diverse Klatschblätter im September bereits ihren Burnout.

Nicht zuletzt hatte der Zuschauer an manchem Film, nicht zuletzt Peter Jacksons „Hobbit„, seine Ausdauer zu beweisen. Und es zeigte sich schnell, wer hier überhaupt vom Film gepackt war oder nicht. Immer wieder leuchteten diverse Smartphones in der Dunkelheit auf. Die gelangweilten TäterInnen waren zumeist damit beschäftigt sekundären Gesprächen nachzugehen. Dabei hatte Peter Jackson doch nur eins gewollt –  fernab der basisgebenden Story vom kleinen Hobbit – das Zelebrieren und Eintauchen mit allen Sinnen (eben deshalb auch besser in 3D) in die Fantasywelt, um diese quasi in Echtzeit in jeder Faser auszukosten, fast wie in einem Videospiel, nur ohne aktive Beteiligung. Der kleine Hobbit wird so quasi zum des klassischen Eskapismus.

Einer, der als Filmemacher nicht locker ließ und seine Protagonisten wie den Stier bei den sprichwörtlichen Hörnern packte und mich mit voller Wucht im Kino und darüber hinaus erwischte, war Joshua Oppenheimer mit seiner Dokumentation The Act of Killing. Der Film, der auf der Berlinale den Panorama-Publikumspreis gewann, kriecht in die Eingeweide und bleibt dort noch einige Tage wie ein quälender Dorn sitzen.

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