65. Berlinale: Filmplakate von Margrit und Peter Sickert im Haus der Berliner Festspiele

Mini-Geschichten mit großen Zeichen – die Filmplakate des Grafikerpaars Sickert



Wie etwa bei Plakat zu Akira Kurosawas „Ran“ (1985), auf dem die knallroten japanischen Schriftzeichen sofort ins Auge stechen und ihn so unmissverständlich „labeln“. Oft wird der Plot des Films aber auch Form von langen Zitaten oder Loglines angerissen. Besonders schön gelingt das bei John Carpenters „Die Klapperschlange“ (1981): „New York 1997 – 10 Millionen Einwohner – jeder ein Verbrecher – Manhattan: Ein Gefängnis – einmal drin kommst Du nie wieder raus, es sei denn, Du bist Snake Plissken, die „Klapperschlange.“ Unter diesem wahrhaft trashigen Teaser hockt Kurt Russell mit Gewehr im Anschlag und wartet auf die Zuschauer.

Filmplakate, dass sind in der Filmnarratologie immer auch eigene, abgeschlossene Erzählungen, die den Film in der Regel noch vor dem Filmstart ins öffentliche Bewusstsein bringen. Paratexte, die sich in das Gedächtnis des Rezipienten schmuggeln, dort mit dem Film verknüpfen und den Diskurs in eine bestimmte Richtung lenken. Dass die Ausstellung so ganz auf eine filmsemiotische, ästhetische oder historische Einordnung verzichtet und stattdessen die Plakate für sich sprechen lässt, mag eine bewusste Entscheidung der Kuratoren gewesen sein. Schade ist allerdings, dass die kleinen Mini-Geschichten der Sickerts in obersten Stock der Hauses verschwinden und allenfalls zufällig von eiligen Berlinale-Kinobesuchern gefunden werden – denn: ironischerweise ist das Plakat für die Ausstellung mit dem Cover von Wim Wenders „Der amerikanische Freund“ recht unscheinbar. Wer bis Sonntag noch eine Film-Vorstellung im Haus der Berliner Festspiele plant, sollte sich die Zeit nehmen, kurz in die vergangenen Jahrzehnte maßgeblich deutscher Filmgeschichte einzutauchen.

Text: Cosima M. Grohmann

Ausstellung von 50 Filmplakaten des Grafikerpaars Margrit und Peter Sickert im Haus der Berliner Festspiele – Noch bis 15. Februar 2015 täglich von 10 bis 16 Uhr im Haus der Berliner Festspiele.
Eindrücke zum Durchklicken auf der Berlinale-Homepage.

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