65. Berlinale: Filmplakate von Margrit und Peter Sickert im Haus der Berliner Festspiele
Mini-Geschichten mit großen Zeichen – die Filmplakate des Grafikerpaars Sickert
Ein junges Mädchen mit rot gefärbten Haaren und einem hochgekrempelten Ärmel hält einen Gürtel zwischen den Zähnen und sucht mit der Hand routiniert eine Vene – das Filmplakat zu Uli Edels „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ dürfte sich einer ganzen Generation ins Gedächtnis gebrannt haben. Doch so bekannt der Film und sein Cover von 1981 sind, so unbekannt sind die Macher hinter der signifikanten Plakat-Geste. Die 65. Berlinale widmet dem Ehepaar Margrit und Peter Sickert deshalb eine Ausstellung im Haus der Berliner Festspiele mit 50 ihrer rund 300 Filmplakate, die die beiden Grafiker seit den Sechzigerjahren für deutsche und internationale Produktionen entworfen haben. Ihre prominenteste Kunden im deutschsprachigen Raum: Alexander Kluge, Wim Wenders, Rainer Werner Fassbinder, Edgar Reitz.
Wegen ihres frischen, direkten Stils wurden die beiden bald zum sprichwörtlichen Aushängeschild des Neuen Deutschen Kinos. Mit vielfältigen Typografien, großen Close-Ups, Collagen und verfremdeten Fotografien loten der gelernte Fotograf und die Illustratorin die ganze Bandbreite ihres Handwerks aus und interpretierten damit den zu bewerbenden Film auf ihre eigene Art und Weise. Für das Plakat für Rainer Werner Fassbinders „Mutter Küsters fährt zum Himmel“ wählten die beiden beispielsweise eine fast theatrale Szene in verfremdetem Edward Hopper-Stil und holten damit das Enfant terrible des damaligen deutschen Films in einen künstlerischen Diskurs, der ihm lange verwehrt wurde. Für den heutigen Rezipienten mag es ungewöhnlich, ja schon beinahe trivial erscheinen, dass Schrift und Sprache auf Sickerts Plakaten so viel Raum einnimmt.