Interview zur 3. GENRENALE im Kino Babylon

Genrenale 3: "Da draußen tut sich was"


"Radio Silence" von Carsten Vauth und, Marco J. Riedl feiert bei der Genrenale 3 seine Deutschland-Premiere.

„Radio Silence“ von Carsten Vauth und, Marco J. Riedl feiert bei der Genrenale 3 seine Deutschland-Premiere.

Wenn man eure Web- und Facebookseite durchforstet fällt eines direkt auf: „Tele 5 presents“ gesellt sich in einem beißenden Blau auf euer markant gelb-schwarzes Logo. Wie kam es zu dieser Kooperation und wie wirkt sich diese aus?
Paul:
Gut aufgepasst. Ja, mit Tele 5 haben wir schon seit Anfang 2014 gesprochen und sie immer wieder versucht davon zu überzeugen, bei der GENRENALE mitzumischen. Sie ließen sich nicht lange bitten und haben Nägel mit Köpfen gemacht. Wir sind sehr froh darüber, dass sie sich einbringen, tolle Ideen haben und sich ebenso wenig die Butter vom Brot nehmen lassen. Wir hoffen sehr, dass diese Zusammenarbeit noch weitere Früchte tragen wird.
Krystof: Tele5 ist Fan von unserer Idee und wir sind Fans von der Richtung, die Tele5 mit „Anti-Mainstream” und ihrer ganz eigenen Haltung im deutschen TV-Sender Einerlei eingeschlagen hat. Dank ihrer Unterstützung können wir das Festival überhaupt erst so umfangreich machen, wie wir es dieses Jahr tun. Der Sender beeinflusst dabei in keiner Weise unsere Filmauswahl, oder wie wir das Festival umsetzten. Im Gegenteil sind sie interessiert an den Filmen und ermöglichen in Zukunft womöglich dem ein oder anderen GENRENALE-Film den Weg auf den Fernsehschirm.

In der GENRENALE 3 gibt es erstmalig drei Langfilme im Programm, darunter die „Radio Silence„-Deutschlandpremiere. Anschließend richtet ihr eine Premierenfeier für den Film aus. Was hat es damit auf sich?
Paul:
Krystof und ich haben „Radio Silence“ und die beiden Regisseure hätten den Film gern schon letztes Jahr im Programm gezeigt. Es klappte zeitlich nicht, aber: Was dann immer etwas ruht, wird irgendwann gut. „Radio Silence“ steht mit seiner Machart und seinem ganzen Style sehr für das, wofür wir auch kämpfen. Der Film hat Stil, ist überraschend, großartig gemacht. Wir freuen uns sehr dieses Jahr erstmalig eine Deutschlandpremiere in dieser Größe und dann auch noch mit diesem Film ausrichten zu dürfen. Eine Party war schon letztes Jahr geplant, bedarf aber immer einer Logistik. Es bot sich an, eine offizielle GENRENALE / „Radio Silence“ Party zu veranstalten.
Krystof: Langfilme zu zeigen, war schon letztes Jahr eine Option, doch auf diesen lastet ein größerer Druck für genau das zu stehen, was der „neue deutsche Genrefilm” sein könnte. Deshalb haben wir uns da noch schwer getan, einen auszuwählen. Die anderen beiden Filme „Die Liebe unserer Eltern“ und „First Person Shooter“ stecken das Feld schon weit ab. Während Die Liebe unserer Eltern“ ein stimmungsvolles Fantasy-Drama über die Liebe eines gefallenen Engels mit einem Menschenmädchen ist, fliegen bei „First Person Shooter“ die Fetzen in einer Video-Game angelehnten Grusel-Geisterbahn. „Radio Silence“ schafft es dagegen mit gut gebauter Spannung und toller visueller Arbeit zu überzeugen. Somit zeigen alleine diese drei Filme in welch unterschiedliche Richtungen der deutsche Genrefilm unterwegs ist.

Ganze 28 Kurzfilme in sechs Programmblöcken erwarten die Genrefilmfreunde. Darunter finden sich 13 Weltpremieren. Wie habt ihr die Filmauswahl getroffen und was können die Filmemacher von der GENRENALE 3 mitnehmen?
Paul:
Auf jeden Fall können sie T-Shirts und Buttons mitnehmen. Den Rest erzählt Krys…
Krystof: Das Prinzip der Auswahl ist einerseits einfach und doch unglaublich schwer: Ich stelle mir den „kritischsten” Zuschauer vor, der dem deutschen Genrefilm schon lange abgeschworen hat und will mit der Filmauswahl genau diesen Zuschauer davon überzeugen, dass der deutsche Genrefilm nicht verloren ist, sondern im Gegenteil: Lebendig, spannend und qualitativ überzeugend! Also geht es erst mal um „Qualität”, so schwammig das ist, und ich betrachte die Filme als Genrefan, aber auch als „normaler” Zuschauer, der einfach gerne unterhaltsame Filme sieht. Ich setzte dabei bewusst Kriterien anderer Festivals außer Kraft: Es muss bei den einzelnen Filmen z.B. nicht um intellektuellen Anspruch gehen. Ein Film wie „Alien Tampon“ ist unterhaltsam, überraschend und gut gemacht, also gehört er auf jeden Fall auf die GENRENALE. Anderseits gibt es ganz großartige, intellektuelle oder anspruchsvolle Genrefilme, wie das Science-Fiction Drama „Penthesilea“ über eine Roboterhilfskraft, die sich in ihren introvertieren Besitzer verliert oder „Phoenix„, einer smarten Neuerzählung von „Fahrenheit 451„. Was ihre Genres angeht, sind die Filme sehr abwechslungsreich und zeigen eine weite Bandbreite, wobei z.b. Horror nur einen kleinen Teil einnimmt. Am Ende kommt es bei der Filmauswahl vor allem darauf an, dass die Filme wirklich Genrefilme sind und keine Angst haben, diese Genreelemente auch wirklich zu benutzen und nicht nur als „Geschmack” zu verwenden.
Die Filmemacher sollen sich vom Programm den Überblick mitnehmen, wo der deutsche Genrefilm steht und hoffentlich auch Inspiration durch gute Filme, die sie gesehen haben, oder auch die Motivation es selbst noch viel besser zu machen!

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