Regisseur Noah Baumbach im Interview zu „Gefühlt Mitte Zwanzig“

Baumbach: New York bedeutet mir etwas



Sie beschreiben ihn als Freund. Was ist das Besondere daran, mit Freunden zu arbeiten?
Es ist immer gut mit Freunden zu arbeiten. „Gefühlt Mitte Zwanzig“ ist auch mein zweiter Film mit Ben Stiller. Wir kennen uns sehr gut, sind Freunde. Ich kann Freunde besser als Regisseur dirigieren. Mit Greta Gerwig war das in „Frances Ha“ genauso. Wenn du jemanden gut kennst, hilft das bei der Kommunikation. Aber das muss auch passen. Bei meinen Filmen kombiniere ich Leute, die ich kenne, mit welchen, die dazu kommen. Manchmal ausgebildete Schauspieler und in kleineren Rollen auch Menschen, die sonst nicht oder weniger schauspielern. Aus dieser Mixtur lässt sich eine interessante Energie gewinnen.

Ist ihnen das wichtig, Freunde bei der Arbeit um sich zu haben?
Nein, es ist wichtig Freunde zu haben. Mike Nichols, der ein Freund von mir war, schrieb seine Filme nicht selbst. Er sagte mal: Bei jedem Film brauchst du einen Freund. Ich weiß, was er meint. Bei jedem Film brauchst du jemanden, der mit den gleichen Augen auf den Film schaut und sich darum kümmert, dass du bei dir bleibst. Das muss aber kein enger Freund sein, sondern kann auch ein guter Kollege sein. Greta und ich können das für einander sein. Das war bei „Frances Ha“ so und auch bei dem Film danach, bei „Mistress America„.

Weiterlesen: Unsere Kritik „Die Traumtänzerin von Denis Demmerle zu „Frances Ha„.

Schauplatz ist New York, aber der Film ist eher universell angelegt…
Er spielt in New York und ich habe ein Verhältnis zu New York, ich lebe dort und bin dort groß geworden. New York bedeutet mir etwas. Ich vermute aber, dass das, was da passiert, überall passiert. Ich habe New York ausgesucht, genau wie ich einen Song oder Schauspieler ausgewählt habe. Es ist essentiell, ohne Grenzen zu setzen.

Wo finden Sie Inspiration? Beobachten Sie Menschen?
Ja, ich beobachte, aber nicht aktiv. Was mich für einen Film interessiert, kommt aus menschlichen Verhaltensweisen. Danach zeichne ich das, bis zum einem gewissen Grad nach – und den Rest erfinde ich. Das ist Teil der Herausforderung. Es geht um Authentizität, was die Psychologie und Emotionalität angeht. Da geht es um Objektivität, aber nicht um Wahrheit. Es geht darum, wo die Figur herkommt. Zu fühlen wie sie, darf sich nicht wie ein Betrug anfühlen. Oft enthalten Filme Dinge, über die ich schon lange nachdenke. Ich wollte schon lange einen Film mit Paaren machen.

Im Film wird Jamie in einer Zeitung mit der Interview-Überschrift präsentiert, die sagt: „Ich bin in einem gewissen Alter und trage enge Jeans, also bin ich wohl ein Hipster.“ Was hat es mit dem Hipster-Ding auf sich?
Ich bin nicht wirklich an Hipstern interessiert. Ich habe mir überlegt, was ein Journalist wohl Jamie fragen würde. Ich wollte keine Hipster-Kultur abbilden. Dafür verändert die sich viel zu schnell. Wir haben so etwas wie eine eigene Vorstellung vom Hipstertum entwickelt. Ich habe noch niemanden Rollerbladen sehen, aber Ben fährt Rollerblades. Vielleicht kommen die jetzt wieder… Das sind Referenzen, die von überall her kommen – und nicht der Versuch der Natur der Hipster-Kultur nachzuspüren.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

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