BFF on the Road: Zu Gast auf dem 20. Busan International Film Festival in Korea

Busan/Korea: Im Zeichen des Verbrechens


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Zum 20. Jubiläum des Busan Interntational Film Festival reisen wir in den Süden Südkoreas, um uns diese Hochburg des zeitgenössischen koreanischen und asiatischen Films von nahem anzusehen. Busan hat ungefähr 3,6 Millionen Einwohner und liegt idyllisch am sogenannten Japanischen Meer. Nach der Hauptstadt Seoul ist Busan die größte Stadt des Landes mit viel angesiedelter Industrie, die Innenstadt geprägt von Wolkenkratzern, die entweder Büros oder zahlreiche Einkaufshäuser beinhalten. In letzteren scheint sich auch größenteils das soziale Leben abzuspielen, so erstaunt es nicht, dass die meisten Kinosäle ebenfalls hier, im obersten Stock, untergebraucht sind.

Die Filme des Festivals beginnen auf die Minute pünktlich. Vor jedem Film werden Sicherheitshinweise eingespielt, die einem die Notausgänge für den jeweiligen Saal aufzeigen, die Besucher werden aufgefordert, ihre Mobiltelefone auszuschalten und mit den Füßen nicht an den Sitz vor ihnen zu stoßen. Insgesamt erstaunt die Höflichkeit, die einem hier entgegengebracht wird. Der Besucher wird beim Eintritt in den Saal mindestens viermal vom Personal mit „Bitte treten Sie ein“, „Herzlich willkommen“ und „Schön, dass Sie da sind“ begrüßt. Die Koreaner zeigen sich sehr diszipliniert, Abfall bleibt keiner liegen, wie eigentlich in der ganzen Stadt, obwohl es praktisch keine öffentlichen Mülleimer gibt – die Koreaner nehmen ihren Abfall mit nach Hause. Weniger dazu passt allerdings, die Manie beim Ein- und Austreten aus einem Saal, Lift oder Zug, zu drängeln, die anderen anzurempeln – zumindest in diesem Asepekt fühlt man sich an zuhause erinnert.

Am Eröffnungstag des Festivals, dem 1. Oktober, wurden wegen einem stürmischen Unwetter alle Verbindungsflüge von Seoul aus abgesagt. Als zuverlässige Alternative erwies sich für alle Besucher von außerhalb zum Glück der Zug, der die beiden Städte in der schnellsten – und teuersten Variante – in 2,5 Stunden miteinander verbindet.

Bereit für den Festivaltag in Busan. Foto: Teresa Vena

Bereit für den Festivaltag in Busan. Foto: Teresa Vena

Das Festival kann auf ein treues einheimisches Publikum zählen. Koreaner sind wahre Patrioten in Bezug auf Film. Im Jahr kommen über 100 Filme in die Säle und schlagen angesichts der Besucherzahlen die ausländischen – mehrheitlich US-amerikanischen – Produktionen bei weitem. Als schlagendes Beispiel kann zum Beispiel im Vergleich mit Europa aufgeführt werden, dass sowohl „Star Wars“ als auch „Harry Potter“ bei ihrem Erscheinen weniger erfolgreich waren als koreanische Filme in der gleichen Spielzeit.

Das Filmfestival wurde 1996 als das erste seiner Art in Korea gegründet, mittlerweile existieren fast 50 Festivals aufs Land verteilt, die den koreanischen Film zelebrieren. Busan bleibt dabei das größte und internationalste von allen. In diesem Jahr stehen 302 Filme in verschieden Kategorien auf dem Programm. Besonders reichhaltig präsentieren sich die Sektionen „Korean Cinema Today“ oder „A Window on Asian Film“. Sie zeigen Werke, die erfahrungsgemäß nicht oder kaum in die europäischen Kinos kommen. Thematisch und formal decken sie ein breites Spektrum von Sozialdrama über Liebesgeschichte (mit Extra-Kategorie “Open Cinema”) bis hin zu Historienfilm, Horror (in der Kategorie “Midnight Passion”) und Thriller ab. Experimentelles und Autorenfilme kommen noch dazu, wobei vielfach Mischformen existieren, die sich schwer gänzlich auseinander halten lassen. Bereits beim oberflächigen Durchsehen des Katalogs kann festgestellt werden, dass sich in der Auswahl der Filme entschieden die Vorliebe der Koreaner für den Genre-Film widerspiegelt. Gerade Kriminalgeschichten in Verbindung mit unterschwelligem Humor oder auch leicht fantastischer Note finden großen Anklang.

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