BFF on the Road: Zu Gast auf dem 20. Busan International Film Festival in Korea

Busan/Korea: Im Zeichen des Verbrechens



Besonders stolz weist man auf zwei Filme hin: „Assassination“ und „Veteran„, beide bereits im Kino angelaufen, locken die Massen an, die Termine beim Festival sind restlos ausverkauft. „Assassination“ von Dong-hoon Choi gilt als der bisher zweiterfolgreichste Film Koreas der neuen Zeit. Insofern nachvollziehbar, da hier Liebesgeschichte, Humor und vor allem Spannung aufeinandertreffen. Der Spionagefilm spielt in den 1930er und 1940er Jahren, als Korea unter japanischer Herrschaft stand. Mehrere paramilitärische Gruppen kämpfen aus der Illegalität heraus für ein unabhängiges Korea. Drei der besten Soldaten sollen nach Seoul fahren und einen Anschlag auf zwei koreanische Kollaborateure verüben. Dass die dafür veranschlagten fünf Minuten nicht reichen werden, steht schnell fest. Die Mischung aus Intrigen, Doppelagenten, Verwechslungen, Schießereien und körperbetonten Kampfszenen machen aus dem Film ein spannendes Werk, das trotz seiner 139 Minuten insgesamt kurzweilig wirkt, wenn auch gegen Ende eine Straffung empfehlenswert gewesen wäre. Ein Genuss für den Zuschauer erweist sich die Besetzung: Choi bietet einen attraktiven Schauspieler und Star des koreanischen Kinos nach dem anderen auf. Allen voran Lee Geung-young (besonders beeindruckend in der Hauptrolle in „Unbowed„, 2007), der stets mit gediegenem Charme überzeugt und, Jung-woo Ha aus beispielsweise „The Chaser“ (2008) und „The Berlin File“ (2013). Letzterer sorgte beim kurzen Auftritt auf dem Festival für begeistertes Kreischen seitens der anwesenden jungen Frauen.

Die gleiche Wirkung übt der Hauptdarsteller des zweiten Blockbusters „Veteran„, Jung-min Hwang, auf sein Publikum aus. Er genießt den Vorteil, dass der Film von Seung-wan Ryoo auf der von ihm gespielten Figur basiert und er somit eindeutig im Vordergrund steht. Ryoo nimmt darin, zum wiederholten Male in seinen Filmen, die Polizeiarbeit Auf die Schippe. Die Ermittler sind von Inkompetenz, Korruption und Opportunismus gezeichnet, kuschen vor den Reichen und Mächtigen und zeigen wenig Eigeninitiative. Letzteres ist auch weitgehend nicht erwünscht, gibt man ihnen doch vor, was zu denken ist. Inspektor Seo glaubt aber nicht an den vermeintlichen Selbstmord eines Lkw-Fahrers und stößt bei seinen Ermittlungen auf den reichen und arroganten Sproß (Frauenschwarm der neueren Generation Ah-hin Yoo) eines einflussreichen Unternehmers des Landes. Die Geschichte an sich erscheint kaum originell oder neu, aber die leichte und humorvolle Inszenierung macht den Film sehenswert, er unterhält und macht trotz dem ernsten Thema gute Laune. Ryoo zeichnet für eine ganze Reihe von Thrillern verantwortlich von „Sympathy for Mr. Vengeance“ (2002), „Sympathy for Lady Vengeance“ (2005) über „The City of Violence“ (2006) bis „The Berlin File“ (2013), erstmals halten sich aber in „Veteran“ Humor und Gewalt die Waage. Das neue Werk zeigt weniger Brutalität, folgt aber in gleichem Maße einem straffen und spannenden Inszenierungsstil.

Als ebenfalls gelungene Thriller koreanischer Produktion auf dem Festival können „The Classified File“ Kyung-taek Kwak und „The Silenced“ von Hae-young Lee erwähnt werden. Beide verpflichten hervorragende Schauspieler, erzeugen eine stilvolle, überzeugende Atmosphäre und geben einen Einblick in die koreanische Kultur und Geschichte. Einen Film konnten wir bereits in Berlin im August diesen Jahres beim Fantasy Filmfest bestaunen, „Office“ von Wonchan Hong, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Werk vom chineischen Meister Johnnie To, das im Gegensatz dazu als leichtfüßiges Musical daherkommt und auch auf dem Festival gespielt wird.

Weiterlesen: Unsere Kritik zu „Office“ von Wonchan Hong

Das Programm bietet viele Entdeckungen, nicht nur aus Korea, sondern auch aus den Nachbarländern. Gerade die Titel aus China und Japan laden ein, sich näher mit der Materie zu befassen. Nach zehn Festivaltagen stehen die Gewinner der unterschiedlichen Kategorien fest.

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