11. filmPolska: New Cracow Animation

Eine Stunde Animationszauber aus Kraków


Filmemachern Wojciech Sobczyk ist mit zwei Werken im Programm vertreten.(c) Wojciech Sobczyk

Filmemachern Wojciech Sobczyk ist mit zwei Werken im Programm vertreten.(c) Wojciech Sobczyk

Wenn man über polnische Kinematographie nachdenkt, tauchen normalerweise Namen wie Wajda, Polanski, Has, Kieslowski, Zanussi oder Skolimowski auf. Man sollte nicht vergessen, dass Animationsfilme eine wichtige Rolle im polnischen Kino spielen, obwohl sie im Hintergrund stehen. Dabei geht es bei weitem nicht nur um Kinderzeichentrickfilme, sondern um Meisterwerke, bei denen der künstlerische Aspekt im Fokus steht. Das diesjährige filmPolska-Programm lässt seine Besucher einen Blick auf die neuesten polnischen Animationswerke werfen. Die stammen ausnahmsweise nicht aus den Städten Lódz und Bielsko-Biala, die Kenner mit polnischer Animation assoziieren, diesmal kommen die Arbeiten aus Krakau. Die beiden Absolventen der Prestige Kunstakademie Kraków, Zbyszek Czapla und Wojciech Sobczyk, zeigen dem Berliner Publikum ihre neusten Werke.

Fünf seiner Werke finden sich im Programm: Animationsfilmer Zbig Czapla. (c) Zbig Czapla

Fünf seiner Werke finden sich im Programm: Animationsfilmer Zbig Czapla. (c) Zbig Czapla

Die sieben Animationskurzfilme (fünf von Czapla, zwei von Sobczyk) zeichnen sich auf der einen Seite durch einen traditionellen Mal- und Zeichenstil aus. Auf der anderen Seite neigt insbesondere Zbyszek Czapla zum Experimentieren mit der Animationskunst. So zum Beispiel in seinem Kurzfilm „Paper Box“ („Papierowe Pudelko„). Er benutzt als Material alte Fotografien, die eine Flut vernichte, aus diesen lässt er einen Film über das Vergessen entstehen, den sinnlosen Kampf mit der Zeit und die gewaltige, zerstörerische Kraft der Natur. In „T.“ nutzt er die Bilder eines 11-jährigen Jungen und zeigt die Fantasie und schöpferische Kraft eines Kindes. In dem mit Aquarellbildern klassisch gemachten Film „Toto“ greift er das wichtige und in Polen jahrelang verschwiegene Thema von Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche auf.

Wojciech Sobczyk, der zweite Regisseur des Duos, zeigt in seinen nach Jahreszeiten benannten Kurzfilmen „Wiosna 1999“ und „Lato 2014“ die destruktiven Kräfte, die in den Menschen schlummern. Seine wunderschönen und gleichzeitig beängstigenden schwarz-weiße Bilder verschmelzen zusammen mit dem minimalistischen Score zu einem poetischen Werk.

Insgesamt dauert die auf dem filmPolska gezeigte Auswahl der beiden Regisseure nur eine Stunde. Das scheint wenig, allerdings findet man in den kleinen Animationskurzfilmen mehr interessante Aspekte und Inhalt als in vielen „normalen“ Filmen und Kurzfilmprogrammen. Vor allem sind sie schön anzuschauen, was bei einem audiovisuellen Medium wie Film schließlich auch eine wichtige Rolle spielt.

Maciej Olech

(Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 3. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker/innen und -journalist/innen der 11. Ausgabe von filmPOLSKA)