Interview zum Filmerbe-Festival Film:ReStored mit Dr. Rainer Rother

Rother: "Das Schaufenster des analog produzierten Films"


Dr. Rainer Rother, der künstlerische Direktor der Deutschen Kinemathek. Foto Marian Stefanowski

Dr. Rainer Rother, der künstlerische Direktor der Deutschen Kinemathek. Foto Marian Stefanowski

Vom 22. bis zum 25. September 2016 findet zum ersten Mal das Filmerbe-Festival Film:ReStored_01 der Deutschen Kinemathek statt. Berliner Filmfestivals traf den Künstlerischen Direktor der Kinemathek, Dr. Rainer Rother, zum Gespräch über das Festival, das digital restaurierten Filmen eine Plattform bietet.

Herr Rother, wie kam es zur Idee für das Festival?
Dr. Rainer Rother:
Zwei unterschiedliche Entwicklungen haben dazu geführt. Einmal gibt es seit einigen Jahren eine Digitalisierungsförderung, die seitens der BKM und der Filmförderungsanstalt je eine Million Euro beträgt. Das hat zur Folge, dass gerade aus den Geldern der BKM bestimmte Filme, die aus archivarischen und kuratorischen Gesichtspunkten besonders wichtig sind, digitalisiert werden konnten. Viele dieser Filme erfordern, damit man sie in schöner Gestalt zeigen kann, restauratorische Arbeiten. Die Ergebnisse sollen öffentlich gezeigt werden, es ist der Sinn der Digitalisierung, das Filmerbe zugänglich zu machen. Wir konnten sie auf vielen Festivals international präsentieren und wir bringen sie durch unseren eigenen Verleih ins Kino, aber die Idee war schon, ein Festival zu machen, wo sie konzentriert aufgeführt werden können.
Andererseits gab es den Kinopreis des Kinematheksverbundes, der zuletzt etwas prekär finanziert war. Deswegen haben wir mit der Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen Kinos und mit der BKM gesprochen. Wenn man die Verleihung des Kinopreises, das Filmfestival und ein Symposium, wo über die Probleme der Digitalisierung nachgedacht wird, verbindet, hat man eigentlich alles zusammen, weil die Kommunalen Kinos eine ideale Spielstätte für diese digitalisierten Filme sind.

Sie haben es gerade angesprochen, Rekonstruktion und Restauration werden häufig durchgeführt, wenn Filmerbe digitalisiert wird. Inwieweit wird das beim Festival behandelt?
Das wird im Symposium in sehr vielen Facetten thematisiert. Wir werden Vorträge von Julia Wallmüller und Daniel Meiller über die Herausforderung hören, einen abendfüllenden Experimentalfilm wie „Uliisses“ zu restaurieren. Anke Wilkening wird über die Farbproblematik sprechen, der sich die Murnau-Stiftung bei der Restaurierung der alten Agfacolor-Filme gegenübersieht. Das wird ein ganzer Strauss von Beispielen sein. Es ist wichtig, dass man sieht, was gemacht wurde und wie sich das, was wir jetzt sehen, unterscheidet von dem, was das Ausgangsmaterial war.

Es gibt viele Filmfestivals in Berlin. Film:ReStored_01 sticht als ein Festival des Filmerbes heraus. Was ist das Besondere?
Das Festival ist das Schaufenster des analog produzierten Films, der nun wieder digital verfügbar ist. Es gibt ja noch einige Kinos, die 35mm spielen können und ich hoffe, dass das auch nicht aufhören wird, dass diese Tradition, Film als Film vorzuführen, erhalten bleibt. Allerdings müssen wir uns auch realistischerweise der Situation stellen, dass die meisten Kinos und alle Vertriebswege, die es überhaupt für Bewegtbild gibt – sei es nun Fernsehen, Video-on-demand, DVD oder BluRay, auch youtube – digital sind, d.h., der analoge Filmschatz kann in der Zukunft weitgehend nur sichtbar gemacht werden, wenn er in einer digitalen Form vorliegt. Dass das wirklich wunderbar ist, was da vorliegt, dass das großartige Filme sind, wird dieses Festival belegen.

Was sind Ihre persönlichen Highlights?
Ich freue mich, dass wir „Kameradschaft“ zeigen, den Film, den Georg Wilhelm Pabst gedreht hat über ein Unglück in einer französischen Mine. Ein großer Pabst-Film! Pabst ist für diese Art des Realismus bekannt geworden. Es ist zugleich ein Film, der in der Zeit 1931 die deutsch-französische Annäherung in eine Spielfilmform gebracht hat. Ich freue mich aber auch, dass wir seinen ersten Exilfilm „Du haut en bas„, einen der ersten Emigrationsfilme, zeigen können. Das sind jetzt zwei Filme, die die Deutsche Kinemathek gemacht hat und die liegen uns aus vielen Gründen nah. Aber ich bin überzeugt, dass jeder der Filme, die dort laufen wie „Der Willi-Busch-Report“ oder „Das Luftschiff„, für das Publikum eine Entdeckung sein wird. Es handelt sich um Filme, die von den jeweiligen Archiven bzw. Rechteinhabern, also vom DIF (Deutsches Filminstitut), der SDK (Stiftung Deutsche Kinemathek) als Archiv und der DEFA-Stiftung und der Murnau-Stiftung als Rechteinhabern ausgesucht wurden unter dem Gesichtspunkt, was wir jetzt prioritär digitalisieren wollen. Da ist die kuratorische Entscheidung merklich.

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