Interview mit Alessandro Borghi zu „Tu nichts Böses“ von Claudio Caligari

Borghi: "Claudio Caligari ist mein Meister"


Alessandro Borghi spielt eine der Hauptrollen in "Tu nichts Böses" von Claudio Caligari. © Riccardo Ghilardi

Alessandro Borghi spielt eine der Hauptrollen in „Tu nichts Böses“ von Claudio Caligari. © Riccardo Ghilardi

In diesem Monat startet der italienische Film „Tu nichts Böses“ von Claudio Caligari in den deutschen Kinos. In seinem dritten Spielfilm erzählt der 2015 verstorbene Regisseur die Geschichte zweier junger Männer, die in einer aktuellen italienischen Realität, geprägt von Arbeitslosigkeit und enttäuschten Träumen, um ihr Leben kämpfen. Berliner Filmfestivals traf Schauspieler Alessandro Borghi am Rande der Berlinale und sprach mit ihm über seine Rolle als Vittorio, seine Liebe zum Kino und seine Erfahrung als „Shooting Star“.

Alessandro, was hat dir an der Rolle des Vittorio in „Tu nichts Böses“ (OT: „Non essere cattivo„) gefallen?
Alessandro Borghi: Vittorios Figur verändert sich im Laufe des Filmes. Es gefiel mir, ins Innere einer Geschichte zu sehen und vor zwei unterschiedlichen Figuren in einer zu stehen. Vittorio ist erst ein schwacher Mann, ohne Perspektive und ohne Ziel. In der zweiten Hälfte versucht er, nachdem er ganz unten angelangt ist, einen anderen Weg zu gehen. Ohne dass er am Schluss genau weiß, ob es der richtige war.

Tu nichts Böses“ ist ein unkonventioneller italienischer Film. An welches Publikum richtet er sich?
Borghi: Das Konzept der „Konvention“ ist nie sehr positiv fürs Kino, insbesondere in Bezug auf das italienische Kino. Für viele Jahr hatten wir nicht den Mut, die Muster zu sprengen, zu experimentieren. „Tu nichts Böses“ ist schlichtweg ein Film, der mit dem Herzen gemacht wurde, von allen Menschen, die daran beteiligt waren, vom ersten bis zum letzten. Ich denke er richtet sich an alle, die fähig sind, sich in Geschichten und in ihre Protagonisten zu verlieben. Aber vor allem richtet er sich an alle, die das Wesen des Kinos lieben, das Kino der Gefühle und der Wahrheiten. Das Kino, in dem man keine Angst hat, sich vor dem Publikum zu entblößen.

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Kannst du uns beschreiben, wie die Arbeit mit Claudio Caligari war?
Borghi: Claudio Caligari ist mein Meister. Er hat mich gelehrt, diesen Beruf vor allem anderen zu lieben, ohne Vorbehalte und ohne Angst. Das Fantastische daran ist, dass er das tat, ohne dass er es merkte. Er fehlt mir sehr und er wird allen Menschen fehlen, die das Kino lieben. Vittorio zu spielen, war für mich das beste Geschenk, dass ich in diesem Beruf erhalten konnte. Claudio trage ich in meinem Herzen.

Claudio Caligari ist in Deutschland kaum bekannt. Hat er vielleicht etwas typisch Italienisches, das ihm die Bekanntschaft im Ausland erschwerte?
Borghi: Um ehrlich zu sein, ist er auch in Italien fast unbekannt. Wahrscheinlich haben wir alle ein bisschen zu spät gemerkt, wie sehr wir sein Kino brauchen.

Anfang April kommt „Tu nichts Böses“ in die deutschen Säle. Was meinst du, wie wird das deutsche Publikum reagieren? Welche Botschaft sendet er?
Borghi: Zu wissen, dass der Film in Deutschland startet, macht mich sehr glücklich. Das Publikum wird selbst entscheiden. Ich wünsche mir, dass es Cesare und Vittorio nur halb so stark lieben wird, wie wir es getan haben und dass es in dieser Geschichte die Wahrheiten findet, die Caligari zu erzählen liebte.

Das Hauptthema in „Tu nichts Böses“ sind die Jugendlichen, die in den Vorstädten aufwachsen und keine beruflichen Perspektiven kennen. Kennst du diese Realität?
Borghi: Ich kenne diese Realität aus meiner Jugend. In gewisser Weise fühle ich mich immer noch sehr mit dem Leben in den römischen Vorstädten verbunden. Ich glaube, dass das Wesen des Menschen erst zum Vorschein kommt, wenn er mit schwierigen Momenten konfrontiert wird. Die Vorstädte geben uns die Möglichkeit, diese Schwierigkeiten im alltäglichen Leben zu erzählen.

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