Interview mit Regisseur Julian Radlmaier zu „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“

Radlmaier: "Kommunismus ohne Kommunisten"


Julian Radlmaier, Regisseur von "Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes" in der Perspektive Deutsches Kino. © Tim Schenkl

Julian Radlmaier, Regisseur von „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“ in der Perspektive Deutsches Kino. © Tim Schenkl

In der Sektion Perspektive Deutsches Kino der Berlinale feiert der neue Film des jungen Regisseurs Julian Radlmaier, der an der dffb studierte, seine Weltpremiere. „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“ sucht nach dem „Kommunismus ohne den Kommunisten“. Im Interview mit Berliner Filmfestivals spricht Radlmaier über seine literarischen und visuellen Inspirationsquellen, die Wichtigkeit einer politischen Aussage im Film und über sein Verständnis von Demokratie.

Sie haben einen Hang zu poetisch-metaphorischen Titeln. Bei Ihrem aktuellen Film „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“ klingt Michail Bulgakows Roman „Das hündische Herz“ an. Ist das für Sie eine Referenz? Wie entstand der Titel?
Julian Radlmaier: Die Begegnung mit Bulgakov war tatsächlich sehr wichtig für mich, allerdings nicht so sehr als konkrete Referenz. Allerdings haben mir Autoren wie Bulgakow, Ehrenburg oder Hašek eine bestimmte Art von Humor eröffnet, die den „Humoristen“ in mir selbst entzündet hat. Auch meine Art, mit Sprache umzugehen, ist von dieser Lektüre geprägt (aber auch von Brecht, Beckett und dem komischen Kafka). Zum Titel: Ursprünglich hieß der Film „The Pursuit of Happiness“, was etwas Wesentliches trifft, aber nicht sehr „catchy“ ist. Dann kam der bürgerliche Hund und gefiel mir sehr. Der einzige Nachteil ist, dass dieser Titel vielleicht die Aufmerksamkeit ein wenig zu sehr auf den Filmemacher-Protagonisten konzentriert. Andere Figuren sind aber ebenso wichtig, wenn nicht wichtiger.

Wie viel Autobiografisches steckt in der Geschichte? Haben Sie in Wirklichkeit Erfahrung bei der Arbeit auf einer Obstplantage?
Radlmaier: Die Figur, die meinen Namen trägt, ist nicht mit mir identisch! Auf einer Plantage war ich selbst nie, zermürbende Jobs kenne ich allerdings schon, als Museumswärter habe ich gearbeitet und als Regaleinräumer im Supermarkt. Und Filmemacher bin ich ja auch. Julian und Julian teilen aber vor allem eine gesellschaftliche Position und die damit verbundenen Verstrickungen, nicht biografische Details.

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Wie möchten Sie, dass der Film gelesen wird?
Radlmaier: Ich hoffe natürlich, dass man vieles darin sehen, hören und vielleicht auch lesen kann. Weil wir vom Titel sprachen: Ich hoffe auch, dass die titelgebende „Selbstkritik“ nicht die affirmative andere Hälfte des Films verstellt: Die Suche nach einem „Kommunismus ohne Kommunisten“.

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