FilmFestival Cottbus 2017: Kino aus Osteuropa

27. FFC: Filmtipps für das FilmFestival Cottbus


Grundsatzlehre

Darum geht es:
„Wer bist du? – Ein kleiner Pole.“ – So beginnt ein polnisches patriotisches Kindergedicht in der Form eines Frage-Antwort-Spiels. Dieser Kinderreim bildet das Gerüst und das Alphabet – rezitiert von einer grauen Menschenmasse – die Grundlage für diesen essayistischen Dokumentarfilm, bei dem in reduzierter Form stilisierte Alltagsbeschreibungen mit einer kritischen Bestandsaufnahme der polnischen Identität in den Siebziger Jahren verbunden werden. Dabei geht es um das ganz Grundsätzliche, um den Zustand des sozialen Bewusstseins in Polen. Auf assoziative Weise werden Kinderporträts mit inszenierten, tableauartigen Szenen alltäglicher Trivialität und Vulgarität verknüpft, die in ihrer schlammfarbigen Bildästhetik an die Gemälde eines Rembrandts erinnern. „Grundsatzlehre“ wirft kaltes Licht in die kahlen Ecken der Gesellschaft, die der staatlich verordnete Patriotismus mit seinem Glanz nicht erhellt hat und blickt dennoch hoffnungsvoll in eine ungewisse Zukunft.

Was du zum Film wissen musst:
Wojciech Wiszniewskis künstlerische Dokumentarfilme haben es zu seinen Lebzeiten aufgrund ihrer pessimistischen Grundstimmung kaum an der staatlichen Zensur vorbei geschafft, sodass seine Filme erst nach seinem frühen Tod, in den 1980er Jahren einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden. „Grundsatzlehre“ gilt als formales und filmästhetisches Vorbild für Piotr Stasiks Filmessay „Opera about Poland“ – die Cutterin beider Filme ist Dorota Wardęszkiewicz. – TB

Termin beim Film Festival Cottbus
Freitag, 10.11.2017 um 18.00 Uhr

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