Interview mit „Rå“-Regisseurin Sophia Bösch

Sich als Mädchen behaupten – im Wald und in der Welt


„Rå“-Regisseurin und Gewinnerin des Deutschen Kurzfilmpreis: Sophia Bösch ©Carla Orrego-Veliz 2018

In ihrem Kurzfilm „“ erzählt Sophia Bösch die Geschichte einer 16-jährigen Schwedin, die sich als Jägerin behaupten will und ihren ersten Elch schießt. Der auf Schwedisch gedrehte 30-Minüter feierte seine Weltpremiere auf der Berlinale 2018. Am 28. November gewann Sophia Bösch mit „“ den Deutschen Kurzfilmpreis. Berliner Filmfestivals-Autorin Stefanie Borowsky traf die Regisseurin zu einem kurzen Gespräch über das patriarchalische Milieu der Jagd, die Benachteiligung von Frauen in der Filmbranche und Mädchen mit Waffen.

In Ihrem mit dem Deutschen Kurzfilmpreis ausgezeichneten Film „“ geht es um die 16-jährige Linn, die zum ersten Mal mit ihrem Vater und anderen Jägern auf Elchjagd geht. Linn ist eine gute Jägerin, doch als einzige Frau in der Gruppe stößt sie auf Vorurteile und wird nicht ernst genommen. Wie ist die Idee zum Film entstanden? Wie kamen Sie auf das Thema Jagd?
Sophia Bösch:
Die Jagd hat in meiner Familie väterlicherseits eine lange Tradition, mit Vätern und Großvätern, die im Forst arbeiteten. Ich habe selber nie gejagt, aber mich fasziniert die Jagd als Ritual und als patriarchal konnotiertes Milieu. Daraus und aus meiner Vorliebe für den Schauplatz Wildnis entstand die Idee. Vor allem aber wurzelt Linns Geschichte aus der eigenen Erfahrung, sich als Mädchen behaupten zu müssen – sei es nun im Wald oder in der Welt.

Das schwedische Wort ‚Rå‘ kann auf unterschiedliche Weise übersetzt werden. Was bedeutet der Titel Ihres Films und warum haben Sie ihn ausgewählt?
‚Rå‘ bedeutet ‚rau‘ oder ‚roh´. Als Verb benutzt, kann es auch ‚etwas beherrschen´ oder ‚bewältigen´ bedeuten. In der nordischen Mythologie ist Rå zudem ein weiblicher Waldgeist, die Hüterin des Waldes und der wilden Tiere. All diese Ebenen spielen in unserem Film eine Rolle.

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