Interview mit Frederike Dellert, Co-Direktorin des Fantasy Filmfest

Dellert: "Wir definieren das Genre „Fantasy“ als Filme, die die Fantasie anregen."



Wie definieren Sie Fantasy? Wie hat sich diese Definition im Laufe der Jahre verändert und auf die Auswahl der Filme ausgewirkt?
Wir haben die Namenswahl recht schnell als zu missverständlich empfunden. Die Leute denken immer an Feen und Zauberer. Wir definieren das Genre „Fantasy“ als Filme, die die Fantasie anregen. Am Anfang des Festivals war der Schwerpunkt hauptsächlich auf Horror. Mittlerweile ist das Genre vielfältiger geworden und unsere Auswahl auch.

Wie hat sich das Festival im Laufe der Jahre verändert?
Es hat sich über die drei Jahrzehnte enorm viel verändert, schon in den Rahmenbedingungen: Die Kinolandschaft hat sich völlig verändert. Die Digitalisierung hat Zelluloid verbannt. Die Zuschauer haben durch Internet vielfältige Informationsquellen und durch Streaming ganz andere Sehgewohnheiten.

Wie hat sich das Publikum des Festivals in der gleichen Zeit verändert? Wie setzt sich das Publikum heute zusammen?
Die Zuschauer sind anspruchsvoller geworden und schauen selektiver. Kleinere Filme müssen heute viel origineller und perfekter sein, um nicht unterzugehen. Das ist manchmal richtig schade. Die Frauenquote ist erfreulicherweise stärker geworden.

Es gibt Stimmen, die mit dem Erfolg des Festivals auch die damit verbundenen Veränderungen bedauern. Also beispielsweise empfinden Fans der ersten Stunden, das Festival heute als Veranstaltung für die Masse. Sie bemängeln nicht nur die Größe, sondern auch die Fülle des Programms und die Auswahl der Filme selbst. Also mehr Arthouse, weniger Klassiker zum Beispiel. Was würden Sie dazu sagen?
Es gab immer auch mainstreamige Filme wie „Scary Movies“ im Programm. Dieses Nebeneinander von großen und kleinen und sehr unterschiedlichen Filmen hat immer den Charme ausgemacht. Wer mal die Kataloge der frühen Zeiten studiert, findet eine Menge Arthouse, man denke an Filme wie „The Reflecting Skin“ oder so. Vielleicht hat sich der Stil der Filme an sich in mancher Hinsicht geändert, aber wir drehen sie ja nicht selbst, sondern wählen aus dem Angebot aus. Klassiker funktionieren angesichts der vielen restaurierten Special Editions in HD-Qualität nicht mehr. Das bedauern wir wirklich sehr.

Eine persönliche Betreuung des Festivals in allen Ständen mit Moderation oder Gästen beispielsweise ist natürlich sehr aufwendig. Können Sie und wollen Sie das noch leisten?
Es gibt keine Stadt, die nicht von jemand aus unserem Team persönlich betreut wird. Das ginge gar nicht, und uns ist der Kontakt zum Publikum sehr wichtig. Gäste sind eine Glücks- und auch eine Kostenfrage. Aber wir bemühen uns jedes Jahr, den Zuschauern Gespräche mit Filmemachern bieten zu können.

Wie funktioniert die Programmauswahl als Trio?
Gut. Wir haben den cineastischen Fokus auf unterschiedlichen Aspekten und gemeinsam kommt eine spannende Mischung zusammen. Streit gibt es dabei nicht, höchstens etwas Reibung, die dem Ergebnis guttut.

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