Slamdance 2021: Die zweite Adresse in Sachen Film in Park City


Installationsansicht von OPERA von Erik Oh © Erik Oh

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Slamdance ist das zweite und unabhängigere Festival in Park City neben dem Sundance

Manche Festivals wussten die aktuellen Hürden in Bezug auf die Schließung der Kinos und den Gang ins Internet für sich zu nutzen, so wie das Slamdance. In der Regel findet das Festival zeitgleich mit dem Sundance-Filmfestival statt und bietet ein Programm aus erlesenen unabhängigen, kleinen Produktionen aus unterschiedlichen Teilen der Welt. Indem das Festival ungefähr zwei Wochen nach der großen Schwester stattfand, konnte es mehr Aufmerksamkeit für sich selbst generieren. Die Verschiebung des Termins war natürlich nur möglich, weil das Festival nicht von den Besuchern vor Ort abhängig war, die weitgehend vom Sundance nach Park City gelockt werden.

Die Macher des Slamdance zogen eine positive Bilanz für ihre erste Online-Ausgabe. Als virtueller Besucher außerhalb der USA war es nicht einfach, ein umfassendes Bild vom Programm zu bekommen, weil einige Titel nicht abrufbar waren. Zu sehen waren lange wie kurze Dokumentar- und Spielfilme, die dem Ruf des Festivals als Plattform für junges und experimentelles Kino gerecht wurden.

Herausgestochen sind zum Beispiel der Dokumentarfilm des Weltenbürgers Alberto Gerosa. Der italienische Anthropologe und Filmemacher reist und arbeitet seit Jahren in Asien, darunter Japan und Hong Kong. Zum Thema seines Films DEA hat er das, in unserer Gesellschaft nicht sehr bekannte, Phänomen der vornehmlich weiblichen innerasiatischen Arbeitsimmigration gemacht. Hunderttausende von jungen Frauen werden an reiche Familien als Haushaltshilfen und Pflegekräfte vermittelt. Sie kommen aus den Philippinen oder wie in DEA aus Indonesien. Sie gehen einen Knebelvertrag mit einer Agentur ein, der sie für die Vermittlung viel Geld schulden und schufen hart, um das restliche Geld, das ihnen die Agentur ihnen nicht abnimmt, an die Familie nach Hause zu schicken. Diese Frauen werden auf ein unterwürfiges Verhalten gegenüber ihren Arbeitgebern hin geschult. Man trichtert ihnen ein, dass sie dankbar zu sein haben, wodurch sie sich einiges gefallen lassen. Während es einigen von ihnen sicherlich gut ergeht, ist das bei vielen anderen nicht der Fall, die von ihren „Familien“ physisch und psychisch missbraucht werden. Dea heißt die Protagonistin von Gerosas Film, die für eine solche Arbeitserfahrung von Indonesien nach Hong Kong kommt.

Der Film zeichnet sich durch einige interessante Beobachtungen aus und wirft viele Fragen auf. Diese betreffen nicht nur unsere Gesellschaft und sondern auch die künstlerische Ebene des Projekts. Der Zuschauer kann sich nie richtig sicher sein, wieviel des Konflikts inszeniert ist und wieviel sich tatsächlich direkt vor der Linse abgespielt hat. Dass dem Regisseur das Schicksal dieser Frauen sehr nahe geht und sie mit DEA darauf hinweisen wollen, ist sehr stark spürbar. Man hätte sich trotzdem eine größere Transparenz gewünscht. Im Übrigen handelt es sich in kurzer Zeit um den zweiten Film, der sich des Themas annimmt. OVERSEAS von Sung-A Yoon kam 2019 heraus und blickt auf eine beachtliche Festivalkarriere. Hier erzählt die Regisseurin von Frauen aus den Philippinen, die durch ihre Aufoperungsbereitschaft einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung ihres Landes leisten.

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