8. Woche der Kritik: Viel zu besprechen


Motiv Woche der Kritik 2022
Motiv Woche der Kritik 2022

Mit der Konferenz „Stillstand verboten? – Welche Fortschritte das Kino braucht“ eröffnet die 8. Woche der Kritik am 9. Februar 2022 in der Akademie der Künste ehe parallel zur Berlinale ab Donnerstag das Filmprogramm im Hackesche Höfe Kino beginnt, das dort bis 17. Februar zu sehen ist.

Konferenz

Über Film muss und will gesprochen, ja gar hier und da gestritten werden, der Diskurs ist der Kern der Woche der Kritik. Konsequenterweise beginnt diese daher auch 2022 nach Christus, wie manche das dritte Pandemie-Jahr nennen, mit der Konferenz „Stillstand verboten? – Welche Fortschritte das Kino braucht“, einer Konferenz also, die auf die aufgeworfene Frage schon eine Antwort mitzuliefern verspricht. Mit zwei Podien und zwei Vorträgen begeben sich die Organisator_innen „in das paradoxe Spannungsfeld zwischen Stillstandsgeboten und Fortschrittsträumen“, wie sie ankündigen.
Sehr spannend: Die Key-Note liefert mit María do Mar Castro Varela eine „Fachfremde“, die Professorin für Soziale Arbeit und Allgemeine Pädagogik lehrt an der Berliner Alice Salomon Hochschule Professorin. Sie wird die Dialektik von Fortschritt, Stillstand und Normalität aus ihrer Perspektive skizzieren – und damit vermutlich der ganze Veranstaltung einen kleinen Schups in eine spannende Richtung geben.
In einem ersten Podium diskutieren Simone Baumann (Geschäftsführerin German Films, Produzentin), die Filmkuratorin Cíntia Gil, die Philosophin Rahel Jaeggi und Kevin B. Lee (Filmemacher, Medienkünstler, Kritiker, „Transformers: The Premake“), darüber, welches Fortschrittsdenken heute die Filmpolitik und die Filmkultur bestimmen.
Anschließende geht Georg Seeßlen, der sich schon letztes Jahr mit seinem Manifest: Für ein Kino nach Corona fragte, ob wir andere Filme brauchen, in seiner Bestandsaufnahme auf heutige Dynamiken der Kinokultur eingehen.
In einem zweiten Podium mit (Künstler Douglas Gordon, Filmemacher Nadav Lapid (SYNONYMES), Filmemacherin Laila Pakalniņa und Eva Sangiorgi, der Festivaldirektorin der Viennale, fragt die Woche der Kritik welche ästhetischen Strategien im Moment des gesellschaftlichen Stockens wichtig werden – und welche obsolet.

Weiterlesen: Hier unsere Kritik „Interpretationsspielräume“ zu SYNONYMES von Nadav Lapid von Denis Demmerle zum Gewinnerfilm der 69. Berlinale…

Kino

Das Filmprogramm der Tage ist gewohnt bunt und streitbar. In diesem Jahr waren auch einige Gastkurator_innen aufgerufen und eingeladen, das Programm mitzugestalten.
So entstand in Zusammenarbeit zwischen der georgischen Regisseurin Dea Kulumbegashvili, die mit ihrem Langfilmdebüt BEGINNING die Aufmerksamkeit der internationalen Filmkritik auf sich zog, sowie Petra Palmer und Dennis Vetter für die Woche der Kritik ein Programm. Es will mit drei Filmen die Freiheitsbegriffe des Kinos als auch die programmatischen Routinen von Filmfestivals auf die Probe stellen.
Titel und das Credo des Abends: Libertine! Azul Aizenberg stellt in ihrem Essayfilm THE STONEBREAKERS infrage, was filmhistorisch zusammengehört, Jan Soldat zeigt in FRIDAY NIGHT STAND schwule Männer beim Sex und der Visionär Masaaki Yuasa erfindet mit INU-OH die Geschichte des japanischen Noh-Theaters einfach neu.

Auf filmgewordenen Punk dürfen sich die Zuschauer_innen bei der Deutschland-Premiere von Khavns neuem Werk LOVE IS A DOG FROM HELL einstellen. Der phillipinische Regisseur knüpft an seine jüngste Zusammenarbeit mit Alexander Kluge an und inszeniert Lilith Stangenberg in einem infernalischen Musical als Orpheus’ singende Zwillingsschwester, die zwischen Manila und der Unterwelt nach ihrem Geliebten Euridiko sucht. Es wird bunt und laut, aber auch wirr und wild.

Denis Demmerle

Die 8. Woche der Kritik findet vom 9. bis 17. Februar 2022 im Hackesche Höfe Kino statt, die Konferenz zum Auftakt in der Akademie der Künste (Pariser Platz 4).
Die Wiederholungsvorstellungen des Programms sind dieses Jahr vom 18. bis 20. Februar an drei Abenden zu sehen.