„Synonyms“ von Nadav Lapid


Tom Mercier überzeugt als Yoav in Nadav Lapids „Synonymes“ im Berlinale
Wettbewerb 2019. © Guy Ferrandis / SBS Films

Interpretationsspielräume

Seine Heimat Israel, wo er als junger Soldat Verdienste errungen hat, will er weit hinter sich lassen. Gar seine Sprache vergessen und nie wieder sprechen müssen. Doch das Schicksal bürdet Yoav (Tom Mercier) einiges auf: Hat er Frankreich und Paris für seinen Neuanfang auserkoren, erwartet ihn in der Wohnung, die er beziehen will… nichts. Paris zeigt ihm die kalte Schulter.
Sein Neuanfang misslingt völlig, als ihm das Wenige, das er mit sich hat, aus der leeren Wohnung entwendet wird, während er in die Badewanne gesunken war. Vom Dieb fehlt jede Spur, genau wie eine Perspektive für ihn. Unendlich erschöpft und verzweifel kehrt er in die Wanne zurück und droht dort einfach aus dem Leben zu gleiten.

Das Schicksal will es, dass Emile und Caroline Yoav ihm in der Nachbarwohnung entdecken, nackt und halbtot. Sie päppeln den jungen Mann auf. Mehr noch, er fasziniert die beiden und lustvoll geben sich dem Fremden, der zwar fragil scheint, aber doch eine Unberechenbarkeit ausstrahlt, hin. Beide auf die ihnen eigenen Weisen. Emile, ein Autor, der sein Werk vermutlich nie vollenden wird, finanziert den Geretteten, zu dem er sich hingezogen fühlt. Das teilen er und Emile, der Oboe spielenden Musikerin, die Yoav sogar später heiraten wird, um ihn den Weg nach Frankreich zu erleichtern – oder doch weil sie es chic findet, seine Retterin zu sein?

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